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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jan Dismas Zelenka

Missa votiva ZWV 18

Collegium 1704, Collegium Vocale 1704, Václav Luks

Zig-Zag/harmonia mundi ZZT 080801
(71 Min., 8/2007) 1 CD

Weltliche Potentaten neigten durch Jahrhunderte hindurch dazu, ihre höfischen Angestellten schamlos auszunutzen – zahlreiche Musikerbiografien zeugen von dieser verwerflichen Praxis. Jan Dismas Zelenka (1679-1745), in Böhmen geborener Violonist und Komponist, scheint am Dresdner Hof besonders schlimm gelitten zu haben: Er übernahm 1729 die kapellmeisterlichen Pflichten seines verstorbenen Kollegen Heinichen, ohne dafür extra entlohnt oder auch nur mit einem Titel versehen worden zu sein. Ernsthafte Erkrankungen waren bald die Folge dieser Demütigung; im Zuge des zweiten schweren Leidens, dass er Ende der 1730er Jahre durchstand, gelobte er für den Fall der Gesundung die Komposition einer Votivmesse, die unter ebendiesem Teil (Missa votiva) überliefert ist. Zelenka, auch in unseren Tagen noch unterschätzt, gehört zu jener eher kleinen Zahl von Komponisten in J. S. Bachs Umkreis, die einen ähnlich elaborierten, eloquenten und detailliert durchstrukturierten Stil pflegten wie der Thomaskantor; zwar kann man Zelenkas Werke keineswegs mit denen Bachs verwechseln, aber in mancher Hinsicht – etwa in puncto Wort-Ton-Bezug – durchaus vergleichen. Ein Werk wie die "Missa votiva" gibt beredtes Zeugnis von Zelenkas bemerkenswerter Kompositionskunst. Man höre und bestaune z. B. das eröffnende Kyrie, das den Aspekt der an Gott gerichteten kraftvoll-forschen Herrscher-Akklamation und das Faktum der Erbarmungsbedürftigkeit des akklamierenden Individuums musikalisch miteinander verbindet, indem die zupackende, stringente Anfangsthematik schon bald durch chromatische Melodielinien kontrapunktiert wird.
Eine souverän virtuose Herangehensweise, wie sie Václav Luks und sein tschechisches Ensemble zu bieten haben, kommt der Musik Zelenkas sehr zugute: Ähnlich gekonnt zu Gehör gebracht wie heutzutage üblicherweise auch die Musik Bachs offenbart sie nämlich erst die ganze Fülle ihrer Schönheit. Hervorzuheben ist an der vorliegenden Darbietung neben aller technischen Brillanz vor allem auch das rückhaltlose Engagement aller Beteiligten im Dienste einer wahrhaft packenden Umsetzung dieser hörenswerten Messkomposition.

Michael Wersin, 01.11.2008


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