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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Klavierkonzerte Nr. 1 & 5

François-Frédéric Guy, Orchestre Philharmonique de France, Philippe Jordan

naïve/harmonia mundi AV5084
(75 Min., 7/2007) 1 CD

In der Liste der am häufigsten aufgeführten Zyklen nehmen die fünf Klavierkonzerte Beethovens eine führende Stellung ein. Es wäre dies zu beklagen, nähme man nur diejenigen Aufnahmen zur Hand, worin pauschales Beethovenspiel dominiert. Zählt man (sich) jedoch zu den glücklichen Menschen, die beispielsweise sowohl die Interpretationen eines Clifford Curzon und eines Pierre-Laurent Aimard, eines Paul Badura-Skoda und eines Daniel Barenboim (die frühen mit Klemperer mehr als die mit der Staatskapelle) zu lieben vermögen, dann hört man diese Werke im Grunde mit wachsender Freude (so viel zu entdecken, so viel Möglichkeitssinn!) und weiß, dass Kierkegaard Recht hatte: Erst in der Wiederholung wird eine Sache zum Genuss.
So auf die Dinge geschaut, entpuppt sich auch der erste Teil der Gesamteinspielung von François-Frédéric Guy und dem Orchestre Philharmonique de France unter der Leitung von Philippe Jordan als absoluter Gewinn. Schon im C-Dur-Konzert fällt neben einer Fülle an Klangfarben, an gestalterischen Ideen vor allem die Variabilität der Interpretation in Sachen Ausdruck und Artikulation, kurz: die Eigenwilligkeit, ins Gewicht – so als wolle Guy Beethoven für die Klassik und die Romantik reklamieren. Zum Beispiel der Kopfsatz: Dem vitalisierenden brio-Charakter der Exposition ist in den Kantilenen der Durchführung ein blühender, beinahe romantisch leuchtender Klang entgegengesetzt, dies bei gleichzeitiger Luftigkeit der Begleitfiguration. Eine interessante Mischung, die nur dadurch geschmälert wird, dass die Holzbläser à la française etwas knarzend und dünnhäutig agieren. Wie anders dagegen François-Frédéric Guy. So energisch und resolut geht er das Allegro des Es-Dur-Konzerts an, dass man um Napoleons Seele noch posthum fürchten muss und um eine jede Mauer, die der Imperialist zwischen sich und der Freiheit errichtet hat. Guy reißt mit Beethoven’scher Wucht den Betonwall einfach nieder, und endlich scheint auch das Orchester begriffen zu haben: Es geht ums Ganze. Wäre dies Ganze aber nur ein einziger Krawall, der Sinn des Werks wäre verfehlt. Doch keine Sorge, das Gespann Guy/Jordan hat den Gegenentwurf weder im Kopfsatz noch danach vergessen. Und so dürfen wir uns zurücklehnen und mitten im Getümmel genießen: dieses Glühen, diese Schönheit. Chapeau!

Jürgen Otten, 20.09.2008


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