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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms

Klavierkonzert Nr. 1, Ungarische Tänze

Nicholas Angelich, Frank Braley, hr-Sinfonieorchester, Paavo Järvi

Virgin Classics/EMI 518 998-2
(74 Min., 2/2007, 10/2007) 1 CD

Die Dramatik, mit der Johannes Brahms sein erstes Klavierkonzert eröffnete, hat immer wieder etwas Neues, ja Erschreckendes. Die Gegensätze von schroffem Aufbegehren, Trotz und resignierender, melancholischer Zurückhaltung erstaunen im Grunde bei jedem Hören, und so ist es besonders erfreulich, dass diese Aufnahme mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt unter seinem Chefdirigenten Paavo Järvi dieses Erstaunen nicht nur erneut hervorzurufen vermag, sondern auch um eine neue Facette bereichert. Kennzeichnend ist zunächst der volle, warme Orchesterklang, wie man ihn bei Brahms kennt und schätzt, der aber vor allem durch seine elaborierte Klarheit und Durchsichtigkeit von einigen anderen Aufnahmen absticht. Hier ist eine Klangbalance gefunden, die von detailgenauer Durchsicht der Stimmen und ausgezeichneter Probenarbeit zeugt.
Nicholas Angelich, der Pianist dieser Aufnahme, fügt sich so sehr in dieses Bild, dass man zunächst sogar geneigt ist, so etwas wie Individualität zu vermissen. Aber darum geht es hier offenbar gar nicht. Hier spielt kein Star des Podiums seinen Dickkopf in den Vordergrund, was keineswegs bedeutet, dass man das Klavier nicht als das wahrnimmt, was es ist: der Mittelpunkt des Konzerts. Vielmehr ist es auch hier die Ausgewogenheit, die für das Ganze einnimmt. Angelich nimmt gelegentlich seinen Part mit etwas viel Pedal, dann, wenn es eher um die aggressive Seite dieses aufwühlenden Werkes geht, weiß aber gerade die versöhnlichen Momente des dritten Satzes mit einem nonchalanten Ton zu inszenieren.
Die folgenden Ungarischen Tänze in der Fassung für zwei Klaviere nahm Angelich mit Frank Braley auf. Diese Melodien, fast schon Unterhaltungsmusik, vermitteln unter ihren Händen Ausgelassenheit, eine Fin-de-Siècle-Romantik und Gefühlsseligkeit, bei der Ernst manchmal durchblitzt, aber im Grunde einem melancholischen Lächeln gewichen ist.

Matthias Reisner, 09.08.2008


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