RCA Red Seal/Sony BMG 88697 22249-2
(73 Min., 1/2008) 1 CD
Hat der große Pianist und Komponist Claude Debussy das falsche Instrument gelernt? Wenn man die Argumente liest, mit denen Xavier de Maistre die Harfenarragements rechtfertigt, die er zu der vorliegenden Auswahl von Liedern und Klavierstücken des französischen Impressionisten angefertigt hat, könnte man fast zu diesem Schluss kommen. Doch das Anhören von de Maistres Interpretation relativiert die Begeisterung etwas. Sicher: Um derartig feine dynamische und farbliche Schattierungen zu erzeugen, wie sie de Maistre gelingen, müsste man schon ein Ausnahmepianist vom Schlage eines Debussy selbst sein. Dennoch fehlt dem Klang der echten Harfe der Reiz des Künstlichen, den der Hörer bei den imitierten Harfenklängen eines Klaviers verspüren kann. Um das Element der Verfremdung gebracht, wirken gerade poetische Stücke wie "Rêverie", "Valse Romantique" oder "Clair de lune" aus der "Suite Bergamasque" bei aller Differenziertheit der Gestaltung und allem morbiden Reiz des Harfenklangs etwas zu vordergründig romantisch. Glücklicher wirkt die Harfe in den abstrakter gedachten Arabesken und vor allem auch in Liedern Debussys angebracht: Diana Damrau, die nur bisweilen in der Höhe zu einem offensiven und die mustergültige Textverständlichkeit trübenden Vibrato greift, animiert die ungewohnte Instrumentierung der Begleitung zu höchster Sensibilität in Ausdruck und Deklamation. Ganz bei sich, seinem Instrument und seiner Kunst ist de Maistre aber als Solist in den schon von Debussy für Harfe und Streicher geschriebenen "Danse Sacrée" und "Danse Profane": Hier kann er unter anderem mit zupackenden Glissandi auch die verborgene rauschhaft-virtuose Seite seines Instruments nach Außen kehren.
Carsten Niemann, 27.06.2008
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