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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Schubert, Robert Schumann

Sinfonie Nr. 9 in C-Dur D 944, Ouvertüre zu Manfred op. 115

Symphonieorchester des BR, Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein

EuroArts/Naxos 2072168
(77 Min., 6/1987, 10/1985, 11/1985 )

Trotz C-Dur wird man wohl nicht als erstes nach Schuberts Großer Sinfonie D 944 greifen, wenn man auf der Suche nach einem Stimmungsaufheller ist. Genauso wenig wie zum Mitschnitt eines typischen Sinfonieorchesterkonzerts der 80er Jahre, bei dem sich Kameraschwenks über konzentrierte Herren mit zeittypischen Kassenbrillen abwechseln mit den unvermeidlichen Zooms auf die wenigen jüngeren Frauen im Orchester. Aber schließlich gibt es ja noch Leonard Bernstein. Inspiriert durch die Aufgabe, den Besuchern im Kongresssaal des Deutschen Museums München die Aufregung wegen eines vorausgegangenen falschen Bombenalarms vergessen zu machen, verwandelt er das Werk in eine Feier der Lebenslust. Flotte Tempi und klare, leidenschaftliche Akzente, die er oft nur mit einem vergnügten Zucken der Schulter auszulösen weiß, machen das lange Werk zu einer kurzweiligen Folge intensiv ausgekosteter Glücksmomente. Den Zusatz "con moto" wörtlich nehmend, hält Bernstein gerade auch das Andante in Bewegung, nimmt den choralartigen Anklängen im Mittelteil ihre Schwere um alles tragische Gewicht des Satzes in den wenigen pointierten Horntönen der Überleitung zum Ausgangsthema zu konzentrieren. Einen ernsteren Bernstein erleben wir mit Schumanns Manfred-Ouvertüre, dargeboten mit den Wiener Philharmonikern im etwas kühl ausgeleuchteten und akustisch wie visuell etwas grobkörniger aufgenommenen Wiener Musikvereinssaal: Großartig setzt Bernstein bei dem Stück, mit dem er 1943 als Einspringer für Bruno Walter seinen Aufstieg begründete, die Momente gleißenden Schmerzes in Szene. Allerdings könnte das energische Pathos noch stärker mit den Momenten jenes genussvollen Selbstmitleids kontrastieren, die sich der Held Manfred in Byrons gleichnamigen Versepos erlaubt. Über die wohl auch deshalb etwas zu kurze Stille nach dem Schlusston tröstet Bernstein mit der charmant trotzigen Geste hinweg, mit welcher er den Dirigierstab während des Applauses auf das Pult legt.

Carsten Niemann, 29.03.2008


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