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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Joseph Haydn

Die Schöpfung

Genia Kühmeier, Toby Spence, Dietrich Henschel, Sophie Karthäuser, Markus Werba, Les Arts Florissants, William Christie

Virgin Classics/EMI 395 235 2
(103 Min., 6/2007, 7/2007) 2 CDs



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Joseph Haydn

The Creation

Sandrine Piau, Mark Padmore, Neal Davies, Miah Persson, Peter Harvey, Chetham’s Chamber Choir, Gabrieli Consort & Players, Paul McCreesh

Archiv Produktion/Universal 477 736-1
(109 Min., 10/2006) 2 CDs



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Zwei Neueinspielungen von Joseph Haydns "Schöpfung", beide vorgelegt von Spitzenensembles aus den Reihen der historisierenden Aufführungspraktiker – wie soll man sich orientieren? Zunächst seien die grundsätzlichen Unterschiede angeführt: McCreesh legt das Werk in einer englischsprachigen Version vor – ähnlich wie Anfang der 90er Jahre schon Christopher Hogwood (seine Einspielung war auf CD lange vergriffen, erschien aber kürzlich erstmals auf DVD), allerdings mit einer überarbeiteten Textversion: Die gedruckte Fassung aus Haydns Tagen ist nämlich eine Rückübersetzung des deutschen Librettos, die nicht völlig gelungen zu sein scheint – was McCreesh nun selbst als Redaktor tätig werden ließ. Christies Schöpfung erklingt dagegen in der gewohnten deutschen Fassung. McCreesh entschied sich außerdem – ebenfalls ähnlich wie seinerzeit – Hogwood für eine riesige Chor- und Orchesterbesetzung, die einigen gut dokumentierten Aufführungen der Haydnzeit entspricht – man darf staunen u. a. über 18 erste Geigen und 32 Chorsoprane! McCreeshs Besetzung ist damit zwei- bis dreimal so groß wie diejenige von William Christie. In der Handhabung des Chors macht sich das in der Tat bemerkbar: Christies Ensemble agiert deutlich durchsichtiger und teils eleganter (soll man sagen: geschniegelter?) als McCreeshs wahrhaft oratorische Besetzung – aber was historisch korrekt ist, ist nun mal korrekt.
Zu den Solisten: McCreesh beschäftigt mit dem kernig-profunden Neal Davies sicher einen typischeren Bassisten (Raphael) für Teil 1 und 2 als Christie, der Dietrich Henschel mit dieser Aufgabe betraut. Henschel, den man sich prinzipiell doch eher als Adam für Teil 3 hätte vorstellen können, macht seine Sache als Bariton (ohne die erforderlich breite Voll-Tiefe), bewusst mit möglichst starkem Einsatz des Brustregister arbeitend, gar nicht so schlecht, wenngleich er sich neuerdings merkwürdig nasale Vokale angewöhnt hat. Im Falle der Tenorsolisten (Uriel) hat man die Wahl zwischen Toby Spence bei Christie, der ausführlich vibriert, und Mark Padmore bei McCreesh, der passagenweise geradezu tremoliert – so schlimm kannten wir das von ihm bisher nicht. Und die Soprane (Gabriel)? Hier gibt der Rezensent Sandrine Piau (McCreesh) den Vorzug, die gegenüber der in letzter Zeit hochgepriesenen Nachwuchssängerin Genia Kühmeier (Christie) insgesamt über mehr Finish und Leichtigkeit im Vortrag verfügt. Schwerer fällt die Entscheidung für den dritten Teil: Sowohl Miah Persson und Peter Harvey (McCreesh) als auch Sophie Karthäuser und Markus Werba (Christie) geben ein hervorragendes Paar Adam und Eva ab – vielleicht kann man den Gesang von Persson und Harvey noch als eine Spur gediegener und edler beschreiben.
Unterm Strich bleibt also die Qual der Wahl: Beide Einspielungen wurden von ihren Dirigenten mit großer Sorgfalt und Detailverliebtheit ausgestaltet (wobei Christie einen unüberhörbaren Hang hin zum Artifiziellen hat). Lässt man sich von der originalen Mammutbesetzung locken, dann entscheidet man sich für McCreesh und nimmt die englische Sprache in Kauf, bekommt aber die qualitativ etwas homogenere Sängerbesetzung.

Michael Wersin, 21.03.2008




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