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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Kantaten BWV 82 u. 199, Orchestersuite h-Moll

Johannette Zomer, Florilegium

Channel Classics/harmonia mundi CCS SA 23807
(78 Min., 9/2005) 1 CD

"Tief gebückt und voller Reue lieg ich, liebster Gott, vor dir. Ich bekenne meine Schuld – habe doch Geduld mit mir!" hat die Gesangssolistin in der zweiten Arie der Solokantate BWV 199 "Mein Herze schwimmt in Blut" zu singen. Wie man das überzeugend macht, hat in ihren guten Tagen Magdalena Kožená demonstriert, als sie Bachs ungeheuer bewegende Vertonung dieser Worte im Rahmen der "Cantata Pilgrimage" zu Gehör brachte. Auf der vorliegenden CD dagegen ist in dieser und in den meisten anderen Arien nur dünne, oberflächliche Tändelei zu erleben. Gewiss, es ist ein Verdienst der historisch informierten Aufführungspraxis, dass sie der Musik Bachs die ihr innewohnende Eleganz und Geschmeidigkeit wiedergegeben hat – aber das muss hinsichtlich des Maßes doch in enger Verbindung mit dem zu Grunde liegenden Text geschehen! Wer hätte jemals behauptet, tiefgründige Aussagen dürften nicht mit dem angemessenen interpretatorischen Gewicht musiziert werden. Die elysische Leichtigkeit der hier konservierten Darbietung trifft den Affekt dieser Musik jedenfalls nicht. Eher schon würde man sich mit der ähnlich geratenen Ausführung von BWV 82 "Ich habe genug" anfreunden können – immerhin gedenkt der hier zu Wort kommende greise Simeon die Welt ja ganz friedlich zu verlassen, nachdem er Jesus erblickt und erkannt hat. Aber einem intensiven Hörerlebnis im Weg steht auch hier die eigenartige Unverbindlichkeit, die besonders aus Johannette Zomers Gesang spricht. Der Text gelangt allenfalls partiell zu prägnanter Geltung, zwischendurch stehen immer wieder kleine technische Mängel im Wege, die auch für intonatorische Unschärfen verantwortlich sind. Was intendiert Frau Zomer, fragt man sich immer wieder erstaunt – möchte sie vor allem schön singen? Bedeuten ihr die Worte etwas? Will sie tatsächlich auch etwas aussagen? Die naturgemäß nicht wortbegabten Instrumente scheinen sich dem interpretatorischen Duktus anzupassen und musizieren zu diesem Gesang recht ansprechend, passagenweise geradezu vollkommen; weil sie das vermögen, gelingt ihnen auch die den Kantaten zwischengeschaltete Orchestersuite in h-Moll sehr gut. Aber auf die geistliche Vokalmusik in diesem Programm hätte man getrost verzichten können.

Michael Wersin, 17.11.2007


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