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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Eine Zauberflöte der gehobenen, wenn leider auch deutlich nicht der ganz erlesenen Klasse: In einem (angenehm) konventionellen Bühnenbild von Jean-Marc Stehlé bewegte sich im Januar 2001 unter der kompetenten Leitung von Iván Fischer eine namhafte Sängerbesetzung über die Bühne des Pariser Palais Garnier; die Aufführung wurde live fürs Fernsehen und für die DVD produziert. Als glanzvoller Tamino mit einer Menge Gold in der Stimme ist der Pole Piotr Beczała zu erleben. Seine Pamina gibt die in dieser Rolle sehr erfahrene Dorothea Röschmann, die sich besonders mit den drei Knaben herzallerliebst zu präsentieren versteht, stimmlich aber nicht auf der vollen Höhe ihrer Möglichkeiten rangiert: In „Ach, ich fühl’s“ vermisst man echtes Piano, und ansonsten gibt es den einen oder anderen leicht nebengeräuschbehafteten Spitzenton; freilich ist die Darbietung dieser Spitzenkraft trotz solcher Einschränkungen immer noch mehr als nur zufrieden stellend. Dies kann man von Matti Salminens Sarastro leider nicht behaupten: Der altgediente Finne schüttelt die ihm überaus vertraute Partie, so könnte man meinen, mal eben so aus dem Ärmel – saubere Töne sind dabei leider eher eine Seltenheit. Zusammen mit dem monumentalen Eierkopf, den ihm die Maske peinlicherweise verpasst hat, ergibt das einen sehr zweifelhaften Gesamteindruck. Detlef Roth als Papageno schlägt sich recht wacker, legt seine Partie ganz aus naturburschenhafter Naivität heraus an; um zu zeigen, dass sich aus dieser vermeintlich einfachen, aber gerade daher so schwer wirklich spektakulär zu gestaltenden Partie deutlich mehr machen lässt, braucht es freilich einen Sänger vom Format Simon Keenlysides, der in London unter Davis ungleich erfolgreicher zu agieren verstand. In London durfte man sich auch an Diana Damrau als Königin der Nacht erfreuen, die gleichfalls der Pariser Kollegin – Désirée Rancatore – vorzuziehen ist: Frau Rancatore wartet zwar mit brillanten Koloraturen auf, verwundert aber im lyrischen Mittelteil ihrer ersten Arie durch eine sehr unruhige Stimmführung. Bleiben noch das Tölzer Knabenterzett zu erwähnen: Stimmschöner, sauberer, reizender kann man die drei Genien wohl kaum gestalten; nicht umsonst sind ständig Jungs aus dem in München ansässigen Ensemble auf der ganzen Welt in Sachen Zauberflöte unterwegs. So wundervoll singen sie, dass man beinahe den harten Drill aus dem Auge zu verlieren bereit wäre, der solchen Auftritten vorausgeht.

Michael Wersin, 26.01.2008


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