home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Sergei Rachmaninow

A Window In Time (Rachmaninow spielt seine Werke und Arrangements)

Sergei Rachmaninow

Telarc/In-Akustik CD-80489
(65 Min., 1919 - 1929) 1 CD, Aufnahme der Ampico-Klavierrollen: 1919-1929, Digital-Transfer auf dem Reproduktionsklavier Bösendorfer 290SE, realisiert von Wayne Stahnke im August 1996

Wer sich bislang für die Kunst des herausragenden Pianisten Rachmaninow interessierte, war entweder angewiesen auf die in seinen späteren Jahren entstandenen Schallplattenaufnahmen, deren Klangqualität sich in den zwanziger und dreißiger Jahren noch sehr in Grenzen hielt, oder auf die knapp zwei Dutzend Musikrollen, die er zwischen 1919 und 1929 für das Ampico-Reproduktionsklavier bespielte. Obwohl diese Instrumente mit recht komplizierten pneumatischen Mechanismen ausgestattet waren, die die Wiedergabequalität einfacher Pianolas bei weitem übertrafen, konnten sie ein gewisses Maß an Unzulänglichkeit gegenüber den Differenzierungsmöglichkeiten des normalen Konzertflügels nicht überwinden.
Jetzt hat ein amerikanischer Tüftler und Experte auf dem Gebiet der Reproduktionsklaviere, Wayne Stahnke, eine äußerst komplizierte Methode entwickelt, um die Informationsdichte von solchen hochwertigen Musikrollen, wie sie auch Rachmaninow benutzte, klanglich vollständig umzusetzen und damit dem Originalklang möglichst nahe zu kommen. In einer fünfundzwanzig Jahre langen Entwicklungsarbeit ist es ihm gelungen, die komplizierten Stanzmuster jener alten Papierrollen (mit bis zu 1,5 Millionen Markierungen pro Musikstück) in ein Computerprogramm zu übertragen und diese Digitaltransfers auf dem neuesten, von ihm mitentwickelten rechnergesteuerten Reproduktionsklavier der Marke Bösendorfer wieder in Klang zurückzuverwandeln.
Das Ergebnis ist sensationell: Die Interpretationskunst des 1943 verstorbenen Rachmaninow ertönt aus einem perfekten Konzertflügel von heute. Es bleibt Wayne Stahnkes Geheimnis, wie er es fertigbringt, der im Grunde mechanischen Prozedur den Makel des Mechanischen zu nehmen, der allen Reproduktionsklavieren und allen Rollen-Wiedergaben bislang anhaftete. Faszinierend, ja schier unglaublich ist der hohe Differenzierungsgrad der zahlreichen, ungemein organisch sich ergänzenden musikalischen Parameter und die natürlich wirkende, perfekte Klangauflösung der reproduzierten Musik, als wäre wirklich der Geist Rachmaninows zurückgekehrt, um uns mit seiner Kunst zu verzaubern.
Und so enthüllen uns die digital aufbereiteten Rollentransfers endlich auch die wahre Größe, Musikalität und unvergleichliche Klangkultur dieses Pianisten, der zu Recht von seinen Zeitgenossen und selbst von einem solchen Klavier-Giganten wie Josef Hofmann als führender Pianist seiner Zeit gepriesen wurde. Wir unternehmen eine faszinierende Zeitreise zu einer Jahrhundertgestalt der Klaviermusik und haben den klingenden Beweis, dass er nicht nur ein grandioser Komponist, sondern auch der bedeutendste Interpret seiner eigenen Musik war, trotz der vielen großen Rachmaninow-Spieler, die nach ihm kamen. Selten hat man Rachmaninows bekanntere Miniaturen – darunter auch solche Hits wie das cis-Moll-Prélude oder seine hinreißende Transkription des "Liebesleids" von Kreisler - so logisch, so rhetorisch plausibel und so raffiniert zu hören bekommen wie in dieser wunderbaren computergesteuerten Wiederbelebungsaktion seiner eigenen musikalischen Handschrift.

Attila Csampai, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top