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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Hilding Rosenberg

Sinfonie Nr. 3, Suite "Orpheus in der Stadt", Louisville-Konzert

Königliche Philharmoniker Stockholm, Andrew Davis

Finlandia/Warner Classics 3984-29179-2
(74 Min., 12/1998, 2/1999) 1 CD

Woher rührt es, dass manche regional klar definierten Komponisten des 20. Jahrhunderts (z. B. Schostakowitsch) weltberühmt werden - andere, handwerklich nicht minder versierte, allenfalls regional begrenzten Ruhm ernten? Oder wer kennt hierzulande den Schweden Hilding Rosenberg, geboren 1892, gestorben 1985?
Selbst die zwölfbändige Encyclopaedia Britannica, die Wissens-Bibel des anglo-amerikanischen Kulturkreises, hat noch nie von ihm gehört. Liegt es daran, dass Schostakowitsch eine weniger verwechselbare Musiksprache entwickelt hätte? Oder daran, dass seine "regionalen" Geschicke von der Weltgeschichte dermaßen instrumentalisiert wurden? Schweden blieb eben immer neutral ... Dabei ist Rosenberg, der zumindest in seinem Heimatland als weit herausragender Komponist des 20. Jahrhunderts gilt, sozusagen die Apotheose des viel berühmteren Komponisten Leonard Bernstein: ein Eklektiker, der sich tatsächlich mit Gustav Mahler messen darf! Er hat sogar Schönbergs Zwölftönerei entkrampft, durchaus in Richtung Bergs und Weberns, aber auf eigenen Wegen.
Diese CD vereint drei kraftvolle, klar umrissene Werke sehr verschiedener Charaktere, aber einheitlich attraktiver Klanggestalt: Ballett, Sinfonie und Konzert für Orchester, Musik, deren (scheinbar paradox) "abgeklärte Weltzugewandtheit" so gar nichts Sensationelles hat, lediglich etwas zutiefst Befriedigendes. Vielleicht ist das die Antwort? Eine schönere CD, um Rosenberg kennen zu lernen, ist kaum vorstellbar.
Andrew Davis, der eher stille Star, bildet diese formal so klar disponierte Musik in entsprechender Kontrastschärfe ab, gewürzt mit Trockenwitz, etwa in den kalkuliert "rüden" Instrumental-Effekten der Ballettsuite. Das Orchester, auf dem Plattenmarkt eher eine Randerscheinung, erweist sich als jedem anderen in weitem Radius ebenbürtig; und das schließt sämtliche Londoner Ensembles mit ein. Exzellenter Klang, auch aufnahmetechnisch. Was hindert, so fragt man sich beim Hören, diese Aufnahme von Rosenbergs "Orpheus" daran, ein Bestseller zu werden wie Bernsteins "On the Town", wie Strawinskis Ballette, wie Schostakowitschs fünfte Sinfonie?

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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