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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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György Ligeti

Klavierkonzert, Kammerkonzert, Melodien, Mysteries Of The Macabre

Pierre-Laurent Aimard, Asko Ensemble u.a., Schönberg Ensemble Amsterdam, Reinbert de Leeuw

Teldec New Line/Warner Classics 8573-83952-2
(64 Min., 9/2000) 1 CD

Lange Zeit mussten wir warten – und ich muss gestehen, dass ich zwischenzeitlich meine Hoffnungen auf eine Fortsetzung des Ligeti-Zyklus bereits begraben hatte. Jetzt endlich ist es so weit, nur dass es jetzt nicht mehr Zyklus, sondern Projekt heißt, und statt bei Sony von der Teldec zu Ende geführt wird. 2003, zum achtzigsten Geburtstag Ligetis, soll das Projekt abgeschlossen sein, und nachdem sich Sony vornehmlich der Kammer-, Solo- und Vokalmusik Ligetis gewidmet hatte, kommen nun die Orchesterwerke und Konzerte zum Zuge – mit Interpreten wie dem holländischen Dirigenten Reinbert de Leeuw, der für die erste Folge des Projekts verantwortlich zeichnet, dem jungen Briten Jonathan Notts, der sich die Werke für großes Orchester vornehmen wird, Frank-Peter Zimmermann, Siegfries Palm und Pierre-Laurent Aimard. Und die Beihefttexte stammen wieder von Ligeti selbst.
In der Wahl seiner Interpreten bewies Ligeti, das zeigt die vorliegende CD aufs schönste, wie stets eine glückliche Hand. Das Schönberg-Ensemble unter Leitung des erfahrenen Moderne-Spezialisten De Leeuw liefert gleichermaßen farblich und architektonisch durchstrukturierte Interpretationen dieser vielschichtigen Musik, denen es in den entsprechenden Momenten an elektrisierender Hochspannung nicht mangelt. Dies zeigt sich besonders in der Interpretation des Klavierkonzerts, von dem eine Konkurrenzaufnahme mit Boulez und dem Ensemble Intercontemporain vorliegt – ebenfalls mit Pierre-Laurent Aimard als Solisten (DG).
Abgesehen davon, dass Aimard eine Sichtweise auf das schwindelerregend virtuose Stück noch vertieft hat, stürzt sich das Schönberg-Ensemble mit einer derartigen Verve in die Partitur, dass selbst die Herrschaften aus Paris, von denen man eigentlich dachte, keiner würde diese Musik besser spielen, dagegen vergleichsweise brav anmuten.
Und es zeigt sich erneut, dass Ligetis Musik nicht nur zu den interessantesten, sondern auch zu den lebendigsten Dokumenten zeitgenössischen Komponierens zählt. Seine Ablehnung ideologischer Dogmen, seine Neugier auch auf die Musik anderer Kulturen (das Klavierkonzert verarbeitet auf rhythmischer Basis Elemente afrikanischer Musik), führt zu einer Tonsprache, die ebenso geistreich und spannend und, ja, auch schön ist wie die der Klassiker. Der Hörer muss nur, wie Ligeti selbst, bereit sein, die Ohren zu öffnen und sich überraschen zu lassen.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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