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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Darius Milhaud, Igor Strawinski, Erwin Schulhoff, Aaron Copland, George Antheil, Louis Gruenberg, George Gershwin

Klaviermusik der 20er Jahre

Michael Rische

Sony 82876782162
(66 Min., 1993) 1 CD

Der Titel "Klaviermusik der 20er Jahre" ist ebenso korrekt wie irreführend. Denn aus dem breiten und experimentierfreudigen Spektrum, das die Entwicklung der Neuen Musik nach dem Zweiten Weltkrieg bot, ist ein Aspekt herausgegriffen: Der Einfluss des Jazz' auf die "Ernste Musik". Man nahm die "Negermusik" in Europa natürlich erst wahr, als die Kanonen verstummten, aber die ungewohnt aufreizenden Rhythmen und die Art der Improvisation waren für viele Komponisten Anregung zur Reflexion: Der Unterhaltungsmusik gegenüber aufgeschlossene Darius Milhaud etwa schrieb bereits 1922 drei "Rag-Caprices", die diesen frühen Jazzstil mit exotischen Harmonien und Melodiebruchstücken versehen. Igor Strawinski lieferte einen weiteren "Ragtime", einen "Tango" und eine "Piano-Rag-Music" für diese Kompilation.
Doch nicht nur Europäer sind auf dieser CD vertreten, auch George Antheil, Aaron Copland und George Gershwin (mit seinen "Preludes 1-3" von 1926), die wiederum selbst den Jazz beeinflusst haben, haben Aufnahme gefunden.
Michael Rische hat auf dieser CD aber nicht nur eine interessante Mischung vorgestellt. Sein pianistischer Stil spricht schon in seinen Grundzügen von einer neuen Sachlichkeit, wie sie bei Musikern und Vertretern anderer Kunstgattungen in den 20er Jahren en vogue war. Klarheit und Differenziertheit ohne Überschwang prägen Risches Spiel. Er war es übrigens, der die Klavierkonzerte von Schulhoff und Antheil ausgrub und 2001 in London uraufführte. Die Verbindungen zwischen E-Musik und Jazz in dieser Zeit zu dokumentieren, stellt für Rische ein besonderes Anliegen dar. Und man hört diese Einfälle und Experimente aus den 20er Jahren mit zunehmendem Vergnügen und gewinnt ihnen so etwas wie Zeit- und Stimmungsbilder ab, die an ruckelnde Schwarzweißfilme erinnern oder an das Leben in Clubs und Bars in New York oder Chicago - immer im reflektierten Blick von Komponisten von der "anderen Seite".

Matthias Reisner, 01.09.2007


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