home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Aristokratische Würde und geistvolle Tiefe - damit trumpften die Laute und die Viola da gamba gerade an den französischen Höfen auf. Dass aber weder die Marin Marais' noch ein Lauten--Edelmann wie Jacques de Gallot die Lust noch den Mut besaßen, diese beiden Instrumente in einen Dialog treten zu lassen, ist zwar eine kaum entschuldbare Unterlassungssünde. Doch immerhin machen wenigstens ausgewiesene Solisten aus der Not eine Tugend. So steckten erst im vergangenen Jahr die Gambistin Hille Perl und Lee Santana an der Theorbe ihre Köpfe zusammen, um entlang von Marais für eine überragende Gemütsaufhellung zu sorgen. Ein ähnliches Kunststück gelingt auch zwei italienischen Spezialisten für die historische Aufführungspraxis: Luca Pianca (Laute) und Vittorio Ghielmi (Viola da gamba). Im Gegensatz zu den Kollegen widmen sich Pianca / Ghielmi nahezu ausschließlich der langsam verblassenden Ära ihrer Instrumente. Gehörte der Niederländer Johannes Schenck noch zu den wegweisenden Könnern an der Viola da gamba, musste sie im aufziehenden 18. Jahrhundert dem Siegeszug des Violoncello Platz machen. Mit kleinen Kabinett-Sonaten und -Stückchen sorgten da besonders im deutschsprachigen Einzugsbereich Komponisten wie Carl Friedrich Abel und Andreas Lidl für ein letztes Aufbäumen der Gambe, kam sie wie die Laute noch einmal dank berühmter Opern-Transkriptionen zu Ehren. In diese stimmungsvollen Welten aus Arien von Mozart ("In diesen heil´gen Hallen"), Händel ("Credete al mio Dolore") und Gluck ("Che faro' senza Euridice") entführen nun Pianca/Ghielmi mit aller partnerschaftlichen Könnerschaft und auch mal solistisch. Stets aber ist es diese Mischung aus Feingeistigem und berückender Ausdrucksintensität, aus verführerisch Sinnlichem und stolz ausgestellter Virtuosität, die über jeden deutschen "Sturm und Drang" erhaben ist. Und aus scheinbar beiläufig notierter Gebrauchsmusik wird einfach große Musik.

Guido Fischer, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top