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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Philipp Heinrich Erlebach, Georg Friedrich Händel, Reinhard Keiser, Johann Christian Schieferdecker

Ouvertüren für die Hamburger Oper

Akademie für Alte Musik Berlin

harmonia mundi HMC 901852
(66 Min., 2/2004) 1 CD

Ouvertüren für die Hamburger Oper? Nun ja: Rudolstädter oder Wolfenbütteler Lokalpatrioten werden etwas nach Luft schnappen, wenn sie den Titel der CD lesen. Schließlich komponierte Philipp Heinrich Erlebach seine bedeutenden Ouvertürensuiten für den thüringischen Hof. Und Georg Caspar Schürmann begann seine Sängerlaufbahn zwar 1694 in der Hansestadt, wurde aber bei erster Gelegenheit vom Braunschweiger Herzog nach Wolfenbüttel abgeworben, wo ihn die Zeitgenossen "zu den Weltwundern der Stadt" zählten. Der Akademie für Alte Musik sei es verziehen: Ihre Plädoyers sind unabhängig von der Verbundenheit der Komponisten mit Hamburg mehr als überzeugend. Die Scheibe beginnt mit einer bis in die Mittelstimmen sorgfältig durchfugierten und gleichzeitig spritzigen Ouvertüre Schürmanns (es ist die erste im Handel erhältliche Einspielung eines Werks dieses Komponisten überhaupt) und endet wie die meisten Hamburger Opern mit einer großartigen getanzten Chaconne. Letztere stammt aus der Feder des kaum minder unterschätzten Johann Christian Schieferdecker (1679 - 1732). Obwohl zwischen beiden Werken auch immerhin eine Suite aus Händels Hamburger "Almira" Platz findet, fällt die Spannungskurve niemals ab. Die Mischung aus italienischem Melos, deutscher Rhetorik, kräftigen französischen Tanzcharakteren und direkter Publikumsansprache, wie sie für das erste kommerzielle Opernhaus Deutschlands typisch war, trifft sich glücklich mit dem offensiven Temperament der Musiker und ihrer Freude am klaren rhythmischen Akzent. Besonders stark ist die Akademie dort, wo es sie auf die Bühne drängt: da torkeln betrunkene Hofleute aus den Kulissen und macht sich Keisers "Prinz Jodelet" zu atemberaubenden Harmonien und überraschenden Folia-Rhythmen lächerlich. Schade nur, dass die Musiker über das, was auf der Bühne abgeht, hörbar mehr wissen als das knappe Booklet verrät.

Carsten Niemann, 01.09.2007


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