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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Julia Varadys Jahre an der Bayerischen Staatsoper - sie debütierte dort 1971 als Vitellia ("La Clemenza di Tito") und beendete ihre Bühnenlaufbahn als Aida bei den Festspielen des Jahres 1996 - sind auf dieser CD mit einigen Höhepunkten repräsentiert, anhand derer die Vielseitigkeit und die dauerhaft überzeugende vokale Präsenz der Sopranistin aufs Überzeugendste deutlich werden. Wolfgang Amadeus Mozarts Opernmusik mag vor dem Hintergrund der stimmlichen Entfaltungsmöglichkeiten Varadys vielleicht eher als Randbereich betrachtet werden - die Elettra-Arie, die diese CD eröffnet, leidet ein wenig unter Intonationsproblemen. Aber als Arabella in der gleichnamigen Oper Richard Strauss’ ist sie voll in ihrem Element: Mit unermüdlicher Energie und bezaubernder jugendlicher Frische erweckt sie die großen musikalischen Bögen zum Leben; besonders deutlich wird dieser Aspekt ihres Könnens ausgerechnet im direkten Vergleich mit ihrem Mann Dietrich Fischer-Dieskau, der als Mandryka erheblich größere Mühe hat, sich über Wasser zu halten.
Durch gekonnte Fokussierung und wohldosierten Einsatz ihrer beachtlich voluminösen Stimme macht Julia Varady auch die Senta-Ballade aus Wagners "Fliegendem Holländer" erträglich - wie oft artet dieses heikle Stück in hysterisches Geschrei aus!
Nur wenig Worte müssen schließlich noch über Julia Varady als Verdi-Sängerin verloren werden: U. a. als Leonora (in "La forza del destino" und "Il Trovatore") und als Abigaille ("Nabucco") begeisterte sie das Münchner Publikum noch in ihrem letzten Karriere-Jahrzehnt bis zum frenetischen Jubel. Vor allem die Szene und Arie der Abigaille aus dem zweiten Akt von "Nabucco" macht auf der vorliegenden CD diese großartigen Erfolge verständlich: Elektrisierende Spitzentöne, eine ungewöhnlich kraftvolle tiefe Lage, höchste Intensität bei gleichzeitiger Flexibilität bei der Ausgestaltung der weitgespannten Phrasen - kein Zweifel, Julia Varady ist eine der ganz großen Operndiven des 20. Jahrhunderts, und man kann nicht müde werden zu bedauern, dass die CD-Industrie dies ungenügend wahrgenommen und nur in äußerst geringem Umfang dokumentiert hat.

Michael Wersin, 01.09.2007


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