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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Es ist schon ein Jammer, dass so wenige Menschen dieses publikumswirksame Werk kennen lernen werden. Wer zieht schließlich schon die vergessene Oper eines selbst in seinem Heimatland Finnland reichlich unbekannten Komponisten aus dem Regal? Ob die in den Zwanziger Jahren entstandene und erst 2004 uraufgeführte Oper auf der Bühne funktionieren würde, ist dabei gar nicht einmal ausgemacht. Denn die visionäre Ader von Armas Launas (1884 – 1959), der sich seine Libretti selbst schrieb, liegt nicht zuletzt in seiner filmischen Art zu denken: Orchestersatz wie Szenenangaben beschwören eine Weite der Tableaus, die das Theater nur verkleinern würde. Kein Zufall ist es, dass zwei Szenen der Oper ausdrücklich auch als Filmvorführung ausführbar sind und dass Launas am Ende seines Lebens tatsächlich noch eine Fernsehoper schrieb. Den Weg erfolgreicher Hollywoodkomponisten, Wagner, Puccini und Richard Strauss zu studieren und auch einmal zu montieren, aber nie bloß zu kopieren - diesen Weg ist Launas jedenfalls schon vor dem Siegeszug des Films gegangen. Grundlage seiner musikalischen Sprache waren aber immer auch Ort und Milieu, in denen seine Opern spielen. So wie Launas in Nomadenopern mit authentischer arabischer Musik experimentierte, fand er in Aslak Hetta einen mehr als bloß folkloristischen finnischen Ton. Die Oper schildert den Überfall religiös fanatisierter saamischer Freiheitskämpfer auf ein norwegisches Dorf im Jahr 1852 und verknüpft dies mit einer tragischen Liebesgeschichte. Launas integrierte dafür die mystisch kreisenden fünftönigen Weisen saamischer Vokalmusik und die markanten Rhythmen saamischer Tanzmusik so natürlich in Aufbau, Sprach- und Melodiefluss, dass das Werk trotz gewaltiger Spannungsbögen und unablässig neu aufgeladener Emotionen nie tümelnd oder überhitzt wirkt. Die Solisten mit ihren durchweg dramatisch höchst durchschlagskräftigen und dabei meist sehr klar geführten Stimmen sowie die nicht minder überzeugenden Chöre tun das Ihre, um diesem unterschätzten Komponisten eine neue Chance zu geben.

Carsten Niemann, 01.09.2007


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