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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Lehár

Walzer und Ouvertüren

Wiener Philharmoniker, Tonhalle-Orchester Zürich, Franz Lehár

Naxos Historical 8.110857
(75 Min., 1940, 1947) 1 CD

In einem Rundumschlag hat der Satiriker Kurt Tucholsky mal gleich zwei großen Komponisten den Garaus machen wollen: Puccini, schrieb er, sei „der Verdi des kleinen Mannes“ und Franz Lehár „dem kleinen Mann sein Puccini“. So viel Irrtum gab’s bei Tucho eigentlich selten; erstens konnte ein Arbeiter sich Opern- oder Operettenbesuche damals gar nicht leisten, Platte und Radio gab’s noch kaum, und wieso wäre, wenn einer tatsächlich ein Fan von Lehár gewesen wäre, der dann ein „noch kleinerer Mann“?!
Jedenfalls, bei Naxos historical ist jetzt eine CD herausgekommen, da dirigiert Lehár eigene Werke, in Aufnahmen von 1940 (mit den Wiener Philharmonikern) und 1947 mit dem Zürcher Tonhalle-Orchester. Bei diesen späten Aufnahmen war der rüstige Herr schon siebenundsiebzig, aber das hört man nicht, so schwungvoll und einschmeichelnd klingt das alles: Ein Gegenbeweis zu der These, Urheber seien selten ihre besten Interpreten.
Man hört, wie Lehár den Wiener Walzer verinnerlicht hat, raffiniert „schwankend“ im Dreiertakt, ansonsten aber straff und unsentimental – und mit mehr als einem Hauch seiner Jugend, als er im Alter von zwanzig Jahren zum jüngsten Militärkapellmeister Seiner Majestät des Kaisers ernannt wurde. Ja, vielleicht verblüfft das sogar am meisten: Mit wie viel Schmiss der alte Herr einige seiner Werke noch anspringt, wo andere gern weichlich tun und es für „raffiniert“ halten.
Das Programm ist gut gemixt aus Bekanntem (Gold und Silber, Ouvertüre der „Witwe“), denen man ablauschen kann, was der Komponist als sein eigener Dirigent eigentlich so „anders“ macht, und großartigen Raritäten wie der Orchesterrhapsodie „Musikalische Memoiren“ oder der Ouvertüre zu der Operette „Wiener Frauen“, die man gerne kennen lernt. Nein, diese Naxos-Veröffentlichung, die auch noch vertretbar gut klingt für ihr Alter, ist keineswegs nur von historischem Interesse ...

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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