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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Nikolai Miaskowski

Sinfonien Nr. 1 und 25

Akademisches Sinfonieorchester der russischen Föderation, Jewgeni Swetlanow

Olympia/Harmonia Mundi 731
(78 Min., 1991, 1993) 1 CD

Mag sein, dass die Neunte für manche "eine Grenze" war - Beethoven und Schubert gaben danach, Bruckner mittendrin die Schreibfeder ab. Schon Gustav Mahler überlistete dieses "Schicksal" nur, indem er seine Neunte "Das Lied von der Erde" nannte. Natürlich gilt das Diktum nicht für Haydn und Mozart.
Und es gilt nicht für einen russischen Komponisten aus der Generation unmittelbar nach Mahler: Nikolai Miaskowski, geboren 1881, gestorben 1950, denn er brachte es auf immerhin 27 Sinfonien. Miaskowski zählt zur "Schwelle" einer bunten Komponistenschar zwischen der russischen Romantik und den Giganten des 20. Jahrhunderts: Strawinsky, Prokofjew, Schostakowitsch. Mit anderen Worten: zum Umfeld der Glasunow oder Rimsky-Korsakow, und er wurde nicht so berühmt wie diese aus zwei Gründen. Erstens, der Sowjetstaat unterdrückte völlig sinnlos seine Werke und triezte ihn (Miaskowski war nie ein "Modernist"); zweitens, er schrieb nie einen Reißer wie "Die Jahreszeiten" oder "Scheherazade". Miaskowski strickte lieber an hunderten von Liedern und Klavierstücken, dreizehn Streichquartetten und eben 27 Sinfonien - nichts Glamouröses, aber farbiges, kontrapunktisch sattelfestes Handwerk.
Die erste Tranche des Projekts "Sämtliche sinfonischen Werke" wartet denn auch nicht mit sensationellen Entdeckungen auf, sie zeigt aber ein Stück Entwicklung im Schatten der Welt- und auch Zunftläufte: Die erste Sinfonie des Studenten am St. Petersburger Konservatorium könnte von Ljadow oder Rimsky-Korsakow sein, außer dass Miaskowski seine klassischen Pappenheimer besser kennt. Er arbeitet strukturgenauer, nicht so rattenfängerisch.
Das Allegro impetuoso der 25. Sinfonie beginnt zwar wie Kinomusik zu einem Errol-Flynn-Film, zügelt sich dann aber doch recht rasch. Überhaupt, in der Nummer 25, anno 1946 komponiert und 1949 revidiert, hat der Komponist bereits die Verstrahlung mit der Chaostheorie Skrjabins hinter sich - ordnet diese aber natürlich auch, so gut es geht, seinem kompositorischen Weltbild unter, das "Ordnung" letztlich nicht überwinden kann oder will.
Sehr gute Orchesterleistung, engagiertes Dirigat - wichtiger als die 120. Aufnahme der "Scheherazade" ist das allemal.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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