home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Fabian Müller

Kammermusik für Streicher

Petersen-Quartett

Capriccio/Delta Music 67 106
(58 Min., 10/2003 - 11/2003) 1 CD

Auch wenn diese CD in der Reihe "20th Century Portraits" erschienen ist: Die Kompositionen sind eher brandneu zu nennen und gruppieren sich zeitlich um die Jahrtausendwende. Fabian Müller ist hier mit vier Kammermusikwerken für Streicher vertreten, vom Duo über Trio und Quartett bis zum Quintett. Konservativ, was der 1964 in der Schweiz geborene Komponist hier vorlegt, mag sich sogleich mancher denken. Die Bezeichnungen des viersätzigen Streichquartetts und des Trios etwa lesen sich wie zu Beethovens Zeiten, die Klangwelt der Musik erinnert eher an die vorangegangene Jahrhundertwende als an die Jahre um 2000. Vom Impressionismus und Fauré ist einiges im Trio zu hören, im Quartett besonders, aber auch vom Schönberg der ersten beiden Streichquartette oder vom Berg der "Lyrischen Suite" - nicht wörtlich, sondern ganz von den Harmonien und den Klangfarben her.
Vielleicht ist es wirklich nicht falsch, Müller als Traditionalisten zu bezeichnen - dies allerdings im besten Sinne des Wortes, denn was er hervorbringt, ist ebenso eigenständig wie an einer durchgehenden Linie musikgeschichtlicher Entwicklung verzahnt. Anregungen entnimmt Müller auch dem Flamenco, den man, verfremdet und verfeinert, in den schnellen Sätzen (Finale des Quartetts) erahnen kann, und er lässt sich von Landschaften inspirieren. Die Atmosphäre seiner Werke ist dicht, die Ausführung der Komposition wunderbar detailliert, reich und variationenreich, dabei melodiös und bereits beim ersten Hören von einem Wieder­erkennungs­wert, der das Wahrnehmen der musikalischen Form ja erst möglich macht. Etwas schwächer wirkt hier nur das einsätzige Quintett, betitelt "Rhapsodie", dessen Rhythmen und Wiederholungen den Reichtum der anderen Werke vermissen lassen.
Unterstützt wird das Petersen-Quartett (auch im Trio und Duo für Violine und Violoncello) von Pi-Chin Chien (Cello), Tomasz Tomaszewski (Violine) und Andreas Wylezol (Kontrabass), und die Musiker haben sich hörbar in die Werke eingelebt. Es ist ihnen anzuhören, dass Fabian Müllers Musik eine unmittelbare sinnliche Qualität besitzt, und diese Qualität vermitteln die Interpreten unprätenziös und natürlich. Sie lassen sich von impulsiven Momenten genauso mitreißen wie sie getragene Strecken, etwa das Andante des Quartetts, mit lyrischer Eleganz vermitteln.

Matthias Reisner, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top