Der im Dezember 1995 verstorbene Dramatiker Heiner Müller regte mit seinem Schaffen die Kreativität zahlreicher Komponisten an, die einen vom Herkömmlichen sich abhebenden Weg der Sprachvertonung gehen. Dazu zählt auch der Frankfurter Komponist Heiner Goebbels. Sein "Schwarz auf weiß" für das Ensemble Modern ist sowohl ein Stück über das Schreiben als kreativen Prozess als auch eine Hommage an Heiner Müller, der durch Tonbandaufzeichnungen seiner Stimme selbst präsent ist. Edgar Allen Poes Parabel "Der Schatten" zieht sich als literarisches Leitmotiv durch die Komposition, von Müller wie auch von den Musikern vorgetragen. Doch Sprache spielt nicht die Hauptrolle in diesem zugleich leichtfüßigen und bewegenden Stück Musiktheater. Die Musik, die Goebbels dazu setzt, ist im wahrsten Sinne des Wortes komponiert, zusammengesetzt aus sehr verschiedenen Stil- und Zeitebenen, vom Big-Band-Jazz bis zur Avantgarde. Dass all diese Komponenten niemals zu beliebigem Mischmasch zerfließen, sondern bei aller Heterogenität als überzeugende Einheit wirken, macht die Qualität des Werks aus.
Thomas Schulz, 30.04.1997
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