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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Wladimir Martynow

Come in!, Herbstball der Elfen, L'après-midi du Bach

Ensemble Opus posth., Tatiana Grindenko

CCn'C/In-Akustik 014112
(58 Min., 6/2000, 9/2000, 12/2000, 1/2001) 1 CD

Die Botschaft ist eindeutig – oder doch nicht? „Klopfet an, und es wird euch aufgetan“ lautet das Bibelzitat, auf dem der Komponist Wladimir Martynow die Dramaturgie des gleichnamigen Stückes aufbaut, dessen Name freilich für die ganze CD Programm ist. Die Tür, die es zu öffnen gilt, führt – so lehrt es uns der Text auf der Rückseite – in das ewige Paradies, das (Wunder über Wunder!) verborgen in der eigenen Seele liegt. Es geht also nur darum, die richtige Formulierung zu finden, auf dass sich der Sesam öffne.
Und ebenso metaphorisch wie die Erklärung läuft auch die Musik ab: Eine nachgemachte spätromantische Streichorchesterschnulze hebt an und macht in unregelmäßigen Abständen einem Geklopfe mit Celesta und Perkussion Platz, setzt (variiert) wieder ein, wird wieder vom Geklopfe unterbrochen, und dies wiederholt sich in quälenden Schleifen, bis eine Stimme am Ende (auf russisch) „Tritt ein“ flüstert...
Symbolische Postmoderne ist das, die nicht so recht weiß, ob sie Theater oder Musik sein will, und die für das eine dramaturgisch zu schwach und für das andere zu inszeniert daherkommt. Ohne die erwähnte Botschaft bleibt im Eingangsstück nichts als die (gut zu konsumierende und wirklich gut gespielte) Schnulze übrig.
Im „Herbstball der Elfen“ ist es ähnlich: Da werden minimalistische Fundstücke voller Kontraste in wohlberechneten Proportionen gegeneinander gesetzt – eine weiche barockhafte Kantilenenphrase und ein punktierter Rhythmus-Splitter. Wirklich tragend, aber immer noch nicht originell ist Martynows russische Minimalismus-Variante nur in „L'après-midi du Bach“, wo der Komponist in einer meditativen, aber trotzdem sehr spannenden Steigerung die raffinierte Imitation eines Perpetuum-mobile-Präludiums alla JSB entwickelt. Natürlich ist dieses Stück nicht zufällig im Jahr 2000 entstanden.
Interessantes Detail am Rande dieser Veröffentlichung: Die Vielseitigkeit der russischen Geigerin und Ensembleleiterin Tatjana Grindenko, die ebenso im alten wie im modernen Repertoire voll und ganz zu Hause ist.

Oliver Buslau, 01.09.2007


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