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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Violinkonzert, Violinromanzen

Christian Tetzlaff, Tonhalle-Orchester Zürich, David Zinman

Arte Nova/Sony BMG 82876 76994-2
(56 Min., 5/2005) 1 CD

Zu welch wundersamen Wandlungen traditionsbeladene Musentempel fähig sind, wenn nur "der Richtige" kommt, das ließ sich vor 10 Jahren ausgerechnet in der gediegensten aller "Tonhallen", in Zürich, beobachten. David Zinman hat aus ihrem altehrwürdigen Orchester ein junges, höchst innovatives Ensemble geformt, das die vertrauten "Klassiker" in aufregend neue Töne fasst. Das gilt vor allem für den Heroen unserer Tonheiligen. Bei aller Leidenschaft ist Beethoven in Zürich ein kantiger, auch witziger, in jedem Fall höchst temperamentvoller Kraftquell. Solche Lesart speist sich nicht zuletzt aus Zinmans Kenntnis der Originalpartituren mit Beethovens mitunter forschen Metronomangaben und bohrend-insistierenden Akzentsetzungen. Dass er dabei keinem "feigen, positivistisch-notennahen Neutralismus" huldigt, versteht sich für Zinman von selbst.
Nach seinen fulminanten Sinfonien-, Ouvertüren- und Missa-Einspielungen kommt seine aufgeraut-unsentimentale Beethoven-Sicht nun dem Violinkonzert zugute. Wie "unerhört" schon der Beginn (die fünf Paukenschläge) auch heute noch wirken kann, das wird durch die zeitgenössisch-harten Schlägel und die kleinen, hoch gestimmten Pauken bei Zinman so sinnfällig wie bei kaum einer anderen Einspielung. Auch wenn diese thematisch grundlegende Paukenfigur sanft daherkommen soll, so vernimmt man schon hier jenen drängenden Impetus, den Zinman dem ganzen Werk verschreibt. Dass die Pauke hier auch weiterhin eine tragende Rolle spielt, erfährt der Hörer immer wieder - und nicht nur in der Kadenz - in überraschenden Akzentsetzungen. (Recht konventionell kommt dagegen noch Zinmans acht Jahre ältere Einspielung aus Baltimore mit der jugendlichen Hilary Hahn daher, ganz zu schweigen von den schleppenden, mit dumpfem Paukengrollen beginnenden Romantik-Schlachtrössern à la Masur oder Karajan).
Für seine Frischzellenkur hätte Zinman keinen besseren Partner finden können als Christian Tetzlaff. Natürlich beherrscht dieser, wie den weit gespannten Bögen des ersten Satzes zu entnehmen ist, auch den grazilen Schönklang, aber er schwelgt nicht vibratoselig (und eigenverliebt) in ihm, sondern ordnet ihn klug und filigran ein in das Gespinst der Orchesterstimmen, aus denen heraus sich sein Solopart quasi improvisierend und dialogisierend entfaltet. Den lyrischen Passagen verleiht Tetzlaff eine wohltuende, feinnervige Stringenz, und in den dramatischen und den ausgelassenen (des Final-Rondos) zündet er ein Feuerwerk, das man mitreißender nicht haben kann. In den beiden Romanzen schließlich fehlt bei aller Gelöstheit auch das witzige Schmankerl nicht.

Christoph Braun, 01.09.2007


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