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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Emmanuel Chabrier

Dix pièces pittoresques u.a.

Angela Hewitt

Hyperion/Codaex SACDA 67515
(76 Min., 6/2004) 1 CD

Ob mal jemand versucht hat, den Begriff "Genremusik" einzuführen? Das Genre ist "in der bildenden Kunst der Darstellungsbereich, der Handlungen und Begebenheiten des alltäglichen Lebens zum Inhalt hat", liest man im "Meyer". Nun stellt Musik bekanntlich wenig Konkretes dar, für die Musik Emmanuel Chabriers (1841 - 1894) wäre der Begriff aber vielleicht angebracht. Die "Dix pièces pittoresques", erschienen 1881, tragen das Malerische nicht nur im Titel. Als Charakterstücke bewegen sie sich nah an Bildern und Stimmungen, die uns auch heute als typisch für das Pariser Fin de Siècle erscheinen. Es sind Piècen der anspruchsvolleren Salongattung, durchaus geeignet für müßige Damen, aber nie ohne überraschende Einfälle komponiert.
Andere Stücke wie "Habanera" oder "Rondo champêtre" bekommen durch die geschickte Verwendung von Versatzstücken der Alltags- und Gebrauchsmusik aus den Vergnügungslokalen etwas ebenso Zeittypisches wie Realitätsnahes, was aber in den Formen der Kunstmusik gebrochen wird. So wurde Chabrier zu einem Vorbild für die "Groupe des Six", zu denen Milhaud und Poulenc zählten.
Claude Debussy fand Chabrier "wunderbar begabt für die komische Musik" - eine Seite, die in der Interpretation der kanadischen Pianistin Angela Hewitt leider etwas zu kurz kommt. Sie scheint das alles etwas ernster zu nehmen als nötig, mehr zu einer wagnerisch-schweren Seite hin. Allerdings war es Wagner, dessen Musik den Juristen Chabrier erst davon überzeugt hatte, sich ganz der Tonkunst zu widmen. Sonst geht Angela Hewitt mit fein differenziertem Anschlag und virtuosem Handwerkszeug an diese Musik heran, doch die Sache bleibt eben etwas trocken und akademisch. Der Repertoirewert dieser CD ist sicher hoch anzusetzen, aber echtes Vergnügen kommt nicht auf.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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