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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Luca Marenzio, Jacopo Peri, Giulio Caccini, Emilio di Cavallieri

La Pellegrina - Florentiner Intermedien, 1589

Capriccio Stravagante, Collegium Vocale Gent, Skip Sempé

Paradizo/Note 1 PA0004
(69 Min., 5/2007) 1 CD

1589 anlässlich der Hochzeit des toskanischen Großherzogs Ferdinand I. mit einer lothringischen Prinzessin uraufgeführt, markieren die unter dem Titel "La Pellegrina" bekannten Florentiner Intermedien den Gipfel der Festkultur der Renaissance und zugleich ihren Endpunkt. Denn unter den Komponisten, die Beiträge für das Spektakel lieferten, waren nicht nur Meister des spätmanieristischen Madrigals wie Luca Marenzio, sondern auch Gründerväter der wenige Jahre später entstehenden Oper wie Jacopo Peri, Giulio Caccini und Emilio di Cavallieri. Die allegorische Szenenfolge, in der die Macht der Musik über den Menschen gefeiert wird, ist denn auch weniger ein geschlossenes Werk, sondern ein Potpurri aus Madrigalen, Orchesterstücken und antikisierenden, koloraturverbrämten Monodien, die schon die Opernarie vorwegnehmen. Zwar sind Musik und Aufführungsbedingungen der "Pellegrina" verhältnismäßig gut dokumentiert, doch wie Skip Sempé auf der seiner Einspielung beiliegenden Interview-CD zugibt, braucht es noch mehr freie Imagination als Information, um das Stilpatchwork heute in eine schlüssige Aufführungsform zu bringen. Sempés Imagination orientierte sich bei dem vorliegenden Livemitschnitt aus Brüssel weniger an opernhaften Wiederbelebungsversuchen des antiken Theaters als vor allem an der opulenten klanglichen Schauseite der Intermedien: Für die Gesangsstimmen wählt er meist große Besetzung, was ein wenig zulasten der deklamatorischen Schärfe und Suggestionskraft geht, aber dafür die Balance zum farbkräftigen, üppig bestückten Instrumentalapparat sichert. Szenen wie den Gesangswettbewerb zwischen Sirenen und Pieriden im zweiten oder die zwölfstimmige Klage über die Untaten des Seeungeheuers im vierten Intermedium könnte man sich zwar etwas drastischer denken, in puncto Prachtentfaltung wäre aber vermutlich sogar der toskanische Herzog mit dieser Version zufrieden gewesen.

Jörg Königsdorf, 05.01.2008


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