Musik aus Spanien nach der Generation de Fallas und Turinas ist bei uns kaum bekannt. Hier ist ein Vertreter: Luis de Pablo, Jahrgang 1930, zählt zu den Vorreitern der spanischen Avantgarde. Doch dieser Begriff sollte, was seine Kammermusik angeht, nicht allzu wörtlich genommen werden: Geräuschkaskaden à la Lachenmann bietet diese Musik nicht - ebenso wenig allerdings irgend etwas, was man gemeinhin mit spanischer Musik zu verknüpfen gewöhnt ist.
Kompromisslos asketisch beschäftigt sich de Pablo am liebsten mit architektonischen Fragestellungen. Trotz einfallsreicher Behandlung der Klangfarben geben sich die Stücke vorwiegend stachlig, abweisend, stirnrunzelnd. Das lohnenswerteste und profundeste Werk der CD sind die Vier Fragmente aus "Kiu", einer Oper de Pablos; besonders der Schlusssatz, eine Studie in fortschreitender Langsamkeit, lohnt die Vertiefung. Doch eine eigene, unverwechselbare Tonsprache aus de Pablos Musik herauszuhören, fällt mir insgesamt schwer: Nicht umsonst bleibt etwa von der Klaviertrio-Komposition "Federico Mompou in memoriam" vor allem das Mompou-Zitat vom Anfang im Gedächtnis haften.

Thomas Schulz, 01.09.2007

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