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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Kaija Saariaho, John Cage, Bruno Maderna

Werke für Streichquartett

Cikada String Quartet

ECM/Universal 472 422-2
(50 Min., 8/2001) 1 CD

Ein auch in der Auswahl kompromisslos avanciertes Mammutprogramm hat das norwegische Cikada String Quartet sich vorgenommen. Und um es vorweg zu sagen: die vier Musiker leisten das, woran die meisten Ensembles scheitern, die sich in die zeitgenössische Quartettmusik vorwagen. Mit einer wie unendlich wirkenden Bandbreite an Farbnuancen und einem riesigen Radius an dynamischen Feinabstufungen entlocken die Vier den Werken, die bis auf Cages "String Quartet in Four Parts" nicht unbedingt Ohren- und Seelenschmeichler sind, eine frappierende Natürlichkeit und Unmittelbarkeit. Und mit dieser Haltung, bei der man einfach nur die Ohren spitzen muss, werden sogar fast die ewigen Abonnenten auf dem Götterplatz der Streichquartette, die Ardittis auf den zweiten Rang verwiesen - gerade und sofort im jüngsten der drei Kompositionen: in "Nymphéa" (1987) der Finnin Kaija Saariaho. Eingebunden in Live-Elektronik-System, spinnt das Cikada String Quartet haarfeine Linien zu einem luftigen Klang-Knäuel, das zu schweben beginnt, hastig die Richtung ändert, ständig neu illuminiert wird. Die ungeheuere Komplexität dieses Werks dabei so in den Schatten des faszinierend filigranen Ausdruckspektrums zu stellen - das zeugt schon von höchstem Musikantentum.
Die Balance aus technischer Virtuosität und klanglicher Subtilität findet fast zwangsläufig dann auch seine Fortsetzung in den beiden Streichquartett-Klassikern des 20. Jahrhunderts. In dem meditativen, von asiatischer Strenge und Schönheit beeinflussten Jahreszeiten-Zyklus "String Quartet in Four Parts" von Cage (1950), in denen ganz andere Klangphantasien und -gedanken bewegt wurden, als es Bruno Maderna fünf Jahre später tat. Als der Italiener sein "Quartetto per archi in due tempi" ganz an den Zeitgeist der Nachkriegsavantgarde anlehnte - ohne dabei aber der Serialität nicht diese zerbrechliche Nostalgie und gedrängte Expressivität auszutreiben, die auf die Zweite Wiener Schule verweist. Nicht theoretisch, sondern aus der Sicht des Cikada String Quartets ganz praktisch.

Guido Fischer, 01.09.2007


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