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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Alessandro Scarlatti, Domenico Scarlatti

Concerti grossi, Sinfonien

Europa Galante, Fabio Biondi

Virgin Veritas/EMI 5 45495 2
(64 Min., 7/2001) 1 CD, http://www.onlybeck.de/index_klassik.php?artnr=1000044917&bereich=klassik&partner=3

Alte Musik mag der bessere Pop sein, aber das hier ist nun wirklich E-Musik: Charles Burney hielt Alessandros Scarlattis sechs Concerti grossi für so ernst, dass er meinte, man könne sie wohl nur in der Kirche spielen - und das bereits 1740, als die Sammlung postum in London erschien.
In der Tat wirken die ersten beiden Concerti mit ihrem konzentriert gewobenen vierstimmigen Satz wie Kirchensonaten. Solistische Passagen gibt es seltsamerweise kaum. Ansonsten gehen die Konzerte - abgesehen von dem mutigeren Griff in die Modulationskiste - stilistisch kaum über das Muster Corelli hinaus, ja, die Abstraktion ihres modellhaften Kontrapunkts lässt gar an frühbarocke Canzonen denken. Man könnte die Stücke als altmodisch beiseite legen, zögen sie einen nicht plötzlich allein wegen ihrer kontrapunktischen Meisterschaft in den Bann: Welch ein Vergnügen, das Spiel der klassisch und kernig formulierten Fugenthemen zu verfolgen, die Balance von Dichte und Klarheit zu bewundern.
Der geschmeidige Vokalkomponist Scarlatti wollte hier partout nicht originell sein; ihm ging es darum, sich seines handwerklichen Könnens zu versichern: ähnlich vielleicht Mozart, der sein Leben lang archaische, aber raffinierte Kanons skizzierte. Wer an dieser Musik Freude haben will, muss innerlich mitmusizieren; er kann dann so erschöpft und zufrieden zurücksinken wie nach dem Spielen eines guten Streichquartetts. (Leider wird man auch in einigen wenigen Tracks ein leichtes dunkles Hintergrundrauschen bemerken).
Fabio Biondi und Europa Galante spielen die Konzerte durchaus nicht kühl, sondern laden die erhabenen Linien mit emphatischen kleinen Crescendi auf; herzhaft knallen dann und wann im Continuo die Saiten; wo die Streicher solistisch hervortreten, pflegen sie in der Höhe den zwitschernden Ton der italienischen Geigenschule: Leichtigkeit geht hier vor Brillanz; die kurzen Töne werden mit Verve, aber manchmal auch etwas schroff abgerissen.
Als Zugabe gibt es von Scarlatti senior eine modischere Serenatenouvertüre und eine scharmante Sonata mit konzertierender Blockflöte; sein großer Sohn Domenico ist mit drei winzigen Sinfonien vertreten.

Carsten Niemann, 01.09.2007


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