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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Sämtliche Werke für Klavier und Violoncello

Alfred Brendel, Adrian Brendel

Philips/Universal 475 379-2
(147 Min., 2004) 2 CDs

Sie kennen das wahrscheinlich auch: Da hört man eine langsame Einleitung zu einer Sonate, ein oft verwendeter Formbestandteil der Sonatenhauptsatzform, glaubt sich dabei etwas verloren und wartet drauf, dass es "richtig losgeht". Kaum setzt das erste Thema ein, kommt der Effekt: "Ach ja, das kenne ich doch! Komisch, gar nicht erkannt!" Als "uncharakteristisch" werden solche Einleitungen in der Musikwissenschaft gern beschrieben.
Psst! Ruhe! Konzentration! sagen sie uns, und das ist es auch, was uns Alfred Brendel mit Sohn Adrian in der fünfeinhalb Minuten langen Einleitung zur zweiten Sonate für Klavier und Violoncello nahe legen. In diesen Aufnahmen geht es um alles andere als um Effekt, und wer Spektakuläres erwartet, sollte sich woanders umschauen - hier kann man sich das Duo Argerich/Maisky als musikalischen Gegenpol denken. Doch zurück zum gern so apostrophierten "Klavierphilosophen": Dass die (musikalische) Philosophie ein hartes Brot sei, stimmt nur insofern, als vom Hörer ein wenig Mitarbeit - eben jene Ruhe und Konzentration - verlangt wird, und die These ist deshalb schnell widerlegt. Die hier eingespielte Musik wird durch das konzentrierte Hören, durch das eigene Nachvollziehen zu einem inneren Erlebnis, zu einer eigenen Nachschöpfung - quasi eine aktive Leistung des Hörers im völligen Gegensatz zu passiver Berieselung. Neben genialer Musikalität hat Adrian Brendel von seinem Vater auch den Hang zu einem Juste Milieu geerbt, er vermeidet Extreme, und das ist keineswegs mit Leb- oder Lustlosigkeit zu verwechseln, auch nicht mit dem über Alfred Brendel gelegentlich - und nicht ganz zu Unrecht - geäußerten Verdacht der Bedächtigkeit. Im Gegenteil: Man versteht sich auch musikalisch prächtig, ausgezeichnet ist die Balance zwischen den beiden Instrumenten, stets treffend sind Tempo und Dynamik. Das Ergebnis ist eine vollendete Formgebung.
Neben den fünf Sonaten finden die leichteren Variationsarbeiten Beethovens über "Ein Mädchen oder Weibchen" und "Bei Männern, welche Liebe fühlen" (beide aus der "Zauberflöte") Platz, dazu noch zwölf Variationen über "See the conqu’ring hero comes" aus "Judas Maccabaeus". Fazit: eine Referenzaufnahme - wenn man sich nicht am Gemurmel des Pianisten stört.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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