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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Gottlieb Töpfer, Heinrich von Herzogenberg, Heinrich Reimann

Choralfantasien 1850 - 1895

Cor van Wageningen

Toccata TRR 9901
(65 Min., 10/1999) 1 CD

Die Gattung der Choralfantasie für Orgel ist untrennbar mit dem Namen Max Reger verbunden: Er schuf um 1900 die heutzutage bekanntesten Exemplare, denen dann vor allem der Leipziger Thomasorganist Karl Straube zur Popularität verhalf. Allerdings kreierte Reger diese Art der Choralbearbeitung keineswegs aus dem Nichts: Prinzipielles Vorbild war für ihn die Musik Johann Sebastian Bachs. Auch die Übertragung der barocken Techniken in die romantische Stilistik, die selbstverständlich eine an die sinfonischen Orgeln angepasste Modifikation der Ausdrucksmöglichkeiten sowie im Anschluss an Wagner und Liszt eine erlebnishafte Versubjektivierung der einstmals in sehr objektiver Weise dargelegten theologischen Inhalte mit sich brachte, begann im Rahmen der Wiederentdeckung barocker Musik schon im 19. Jahrhundert.
Der niederländische Organist Cor van Wageningen widmet sich auf der vorliegenden CD (aufgenommen an der Kam & van Meulen-Orgel der Liebfrauenkirche in Dordrecht) solchen Choralbearbeitungen vor Max Reger und vermittelt dem Hörer durch geschickte Auswahl der Stücke einen klaren Eindruck von der Entwicklung dieser Gattung im Spannungsfeld zwischen Klassizismus und neudeutscher Schule. Für den Klassizismus steht Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) mit seinen strengen, stark an Bach und seiner polyphonen Satzstruktur orientierten Choralvorspielen und -fantasien, von denen ein direkter Weg zur Orgelmusik Johannes Brahms’ führt. Johann Gottlieb Töpfer (1791-1870) hingegen pflegte einen formal weitaus weniger abgezirkelten, viel stärker vom persönlichen Empfinden geprägten Stil, wie seine „Große Concert-Phantasie" über „Jesu, meine Freude" beweist. Die glückliche Synthese beider Strömungen, die später Max Reger zur Vollkommenheit führen sollte, legte vorbildhaft schon Heinrich Reimann (1850-1906) an: In seiner Phantasie über „Wie schön leuchtet der Morgenstern" wird eine klassische formale und strukturelle Anlage unter permanenter Entwicklung bzw. Steigerung der emotionalen Ebene mit romantischer Innerlichkeit gefüllt.
Selbstverständlich klingt nicht alles auf dieser CD nach Höhepunkten der Orgelliteratur. Aber besonders für den kirchenmusikalisch Interessierten, der die Choralmelodien auch vor dem Hintergrund des Textinhalts zu verfolgen vermag, bietet diese Musik viele überaus interessante Anregungen.

Michael Wersin, 01.09.2007


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