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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Terry Riley

Requiem For Adam, The Philosopher’s Hand

Terry Riley, Kronos Quartet

Nonesuch/Warner Classics 7559-79639-2
(48 Min., 8/2000) 1 CD

Wie Haydn das Streichquartett erfand Terry Riley die Minimal Music – jedenfalls so ungefähr. Denn das Streichquartett ist die präziseste Formation, die Minimal Music aber die Klang gewordene Unschärfe-Relation, ihre „Entwicklung“ nur Belichtungswechsel, ihre Kommunikation nur Repetition, im besten Falle von narkotischem Reiz.
1964 wurde „In C“ uraufgeführt, dieses gelungene Amalgam aus fernöstlicher Meditationsmusik (Pandit Pran Nath!) und westlichem Maschinen-Verschleiß – ein Klang für das Ende des 20. Jahrhunderts, synthetisch und inzwischen auch überholt: Steve Reich, Philip Glass und John Adams, die Ziehsöhne Rileys, komponieren längst expressiver, ausholender, und nennen’s jetzt (Etikett muss sein) Maximal Music.
Darum fragt sich nicht, wie viel Haydn noch steckt in diesem Streichquartett „Requiem for Adam“ – sondern wie viel Riley. Das letzte der drei „Requiem“-Quartette (und von zwölfen insgesamt) zeigt den Neo-Eklektiker Riley tatsächlich gereift, er nutzt das Ensemble meist gewitzt als Projektionsfläche seiner Assoziationen zu spätem Beethoven und Bach, das schlichte Vierton-Motiv des ersten Satzes wird sogar durch fugale Muster gejagt, es klingt immer noch alles nach Riley, aber inzwischen hat er die Abendschule besucht. Und er misstraut der neuen Bildungshuberei, ironisiert sie auch: Im zweiten Satz, „Leichenzug über den Diablo-Berg“, knallt er noch einen elektronischen Soundtrack ins Quartett-Geschehen, der Tote aufwecken könnte.
Dabei ist das alles auch sehr ernst gemeint: Adam hieß der sechzehnjährige Sohn von Kronos-Primarius Harrington - während einer Bergtour verirrte sich ein Blutpfropf in sein Herz. Die vier Kronisten spielen das denn auch mit größter Leidenschaft und Identifikation, ohnehin sind sie die Besten, wenn es um solche Musik geht. Sentimentalität findet nie statt, nur manches Mal ein mystizistisches Raunen („Er verließ seine physische Form“). Spitzenspiel, glänzende Aufnahmetechnik – wenn man dann auch noch die Musik mag, kommt man an der CD nicht vorbei.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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