Für den 1926 geborenen Amerikaner Earle Brown war die Begegnung mit zeitgenössischer amerikanischer Malerei und Bildhauerei von besonderer Wichtigkeit. Die Mobiles von Alexander Calder inspirierten Brown 1953 zu einem der ersten Werke in sogenannter offener Form. Seine "Twenty-five Pages" bestehen aus fünfundzwanzig Notenblättern, die in jeder beliebigen Reihenfolge gespielt werden können, entweder nacheinander von einem Pianisten oder simultan von beliebig vielen (bis zu fünfundzwanzig) Musikern. Das Tempo kann frei gewählt werden, ist dann aber für die Dauer einer Interpretation verbindlich. So haben der oder die Interpreten unendlich viele Freiheiten, doch die Grundkomponenten der Musik ändern sich nicht. Sie können lediglich aus verschiedenen Blickwinkeln verschieden wahrgenommen werden. Doch so interessant das Konzept auch anmutet - wenn eben dieses Konzept die Substanz des Notentextes überwiegt, ist Papiermusik das Ergebnis. Browns fleischlose Klänge muten an wie synthetisierter Webern - ein typisches Produkt der fünfziger Jahre.
Thomas Schulz, 01.09.2007
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