Nach seinem Duo-Album mit dem Schlagzeuger Leon Parker ist Charlie Hunter für die aktuelle Platte wieder mit einer größeren Besetzung ins Studio gegangen. Der Posaunist Josh Roseman lässt mit genüsslich und intelligent ausgespielten Plunger-Effekten aufhorchen („Cloud Splitter"), während der Tenorist Peter Apfelbaum das Klangbild mit eigenwilligen Melodiebögen bereichert. Ansonsten sind da noch Leon Parker und zwei Perkussionisten - den Rest besorgt Hunter selbst, der auf seiner achtsaitigen Gitarre wie gewohnt den Bassisten und Gitarristen in Personalunion gibt.
Eine Doppelrolle, die natürlich durch Abstriche in beiden Parts erkauft werden muss. Hunters Kunstgriff, mit seiner rhythmischen Begabung die fehlende melodische Freiheit zu kompensieren, führt nicht immer zu überzeugenden Resultaten, und das Potenzial der achtsaitigen Gitarre als unbegleitetes Soloinstrument scheint in Donnie Hathaways Soul-Ballade „Someday We’ll All Be Free“ noch nicht voll ausgeschöpft. Als Komponist gewinnt der Jazz-Quereinsteiger, der vor seinem Blue-Note-Deal bei der Agit-Rap-Formation The Disposable Heroes of HipHoprisy spielte, dagegen zunehmend an Format.
Insgesamt ist „Charlie Hunter" eine ordentliche Platte, die aber nicht die vom Titel suggerierte Erwartung erfüllt. Wenn jemand statt seines Debüts erst die x-te Platte nach sich selbst benennt, erwartet man doch so etwas wie ein definitives künstlerisches Credo.
Jürgen Schwab, 01.09.2007
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