Geplant und realisiert als Hommage an Louis Armstrong, ist dieses Album Charlie Byrd nun zum eigenen Vermächtnis geworden. Knapp vier Monate vor seinem Tod hat der Altmeister der swingenden Konzertgitarre diese Aufnahmen eingespielt, stolze vierundsiebzig Jahre alt und geschwächt vom Kampf gegen eine chronische Lungenkrankheit. Und doch swingen diese Titel so dezent und entspannt, als würden die Ausführenden sich frei von Sorgen zu einem musikalischen Kaffeekränzchen treffen.
Der siebenundsiebzigjährige Swing-Veteran Joe Wilder entlockt seiner Trompete warmtönende Sequenzen, in denen sich ein erstaunlicher Ideenfluss mit großväterlichem Scharm mischt. Er ist gefestig genug in seinem eigenen Swing-Vokabular, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, Louis Armstrong zu kopieren.
Als stilistisch flexibel erweist sich der Ex-Dave-Holland-Saxofonist Steve Wilson, der Byrd gekonnt mit melodischem Rankwerk umgarnt. Weil brasilianische Rhythmen in Louis Armstrongs Repertoire fehlen, verpasst Charlie Byrd, einer der Urheber des Bossa-Nova-Booms der frühen sechziger Jahre, kurzerhand solchen Streitrössern wie "Petite Fleur" und "Struttin' With Some Barbecue" einen südamerikanischen Vitaminstoß. Delikat und geschmackvoll wie alles, was dieser Ausnahmegitarrist zeitlebens in die Hand genommen hat. Ein würdiger und liebenswerter Nachlass.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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