Dreyfus/Edel Contraire FDM 36 593-2
(74 Min., 9/1997) 1 CD
Sue Mingus ist eine Nachlaßverwalterin der eher seltenen Sorte: Mit viel Witz und Publicity "klaut" die Witwe von Charles Mingus (1922-1979) nicht nur die illegalen Mitschnitte, mit denen Piratenlabels zuvor ihren Mann bestohlen haben, sie bringt diese auch noch in ihrer eigenen Plattenfirma mit dem sinnigen Namen "Revenge Records" billig auf den Markt.
Die gleiche Konsequenz zeichnet auch die musikalisch-künstlerische Seite ihres Wirkens aus: Maßgeblich von ihr initiiert und produziert, pflegt die Mingus Big Band, die seit 1991 jeden Donnerstag-Abend im "Fez" unter dem New Yorker "Time Café" zu hören ist, die Auseinandersetzung mit dem Komponisten Mingus, dessen Größe man sich erst seit einigen Jahren so richtig bewusst wird.
Auf seiner dritten Platte hat sich das Ensemble aus Mingus-Veteranen und jungen Mingus-Interpreten den Latin-Seiten des Namensgebers gewidmet, der leider nie in dem von ihm erwünschten Maße mit einer solchen Big-Band-Besetzung arbeiten konnte. Entstanden ist ein packendes Feuerwerk aus kolumbianischen, afro-kubanischen, spanischen und swingenden Rhythmen, auf deren Grundlage sich der Klangreiz einer Big Band mit der entfesselten Eigendynamik einer Combo-Besetzung verbindet.
Claus Lochbihler, 01.09.2007
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