Man soll nicht schlecht über Verstorbene reden. Aber bei allem Respekt vor Jerry Garcia, der im Psychedelic-Rock von Grateful Dead sicher eine musikgeschichtliche Wegmarke gesetzt hat: als Jazzgitarrist ist der Mann nicht gerade eine Offenbarung. Auf seiner vierten und letzten gemeinsamen Platte mit dem Mandolinenvirtuosen David Grisman liefert Garcia nichts als betuliche Hausmannskost.
Gespielt werden Stücke, wie man sie gerne Anfängerworkshops vorlegt: “So What” (dreimal), “Bag's Groove” (zweimal) und “Milestones” (zweimal). Von einem vergleichbaren Niveau zeugen auch die biederen Arrangementideen und Improvisationen. Die Mandoline mit ihrem hohen Klimperklang ist als Jazzinstrument, um es durch die Blume zu sagen, stark gewöhnungsbedürftig. Um so mehr überraschen die mühelos fließenden Tonleitern und Tremoloeffekte, die Grisman ihr entlockt. Spannung oder Emotion vermag er trotzdem kaum zu erzeugen. Immerhin sorgen der Bassist Jim Kerwin und der Perkussionist Joe Craven für einige nette und entspannt swingenden Grooves. Sobald man aber von diesem Fundament abstrahiert, wird die mangelnde Klasse der Solisten offenkundig. Miles Davis hätte das vermutlich als - Verzeihung - “sad-ass music” bezeichnet.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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