Koch 3-1431-2
(59 Min., 9/1998) 1 CD
Ein tüchtiger Geschäftsmann hat einen Friedhof für Tamagotchis errichtet, die winzigen elektronischen Haustiere. Übertragen wir die Idee auf die Musikwelt: Es könnte ein Mausoleum für vergessene Komponisten oder Kompositionen entstehen, wo jeder nach eigener Wahl trauern darf. Ein Mini-Denkmal dieser Art für Richard Strauss hat der Pianist Stefan Vladar errichtet. Wie bitte? Richard Strauss ein vergessener Komponist? Ja! Oder kennen Sie seine Klavierwerke?
Die Klavierstücke op. 3, die Sonate h-Moll op. 5 (seine dritte) und die Stimmungsbilder op. 9 sind Werke aus den letzten Schuljahren. Durchdrungen von hochromantischen, atmosphärischen (Natur-)Bildern, welche Strauss’ Begeisterung für Schumann, Mendelssohn und Brahms bezeugen. Eine scharmante Mischung aus jugendlicher Bravur und intelligentem Elan, ordentlich-schön, aber ohne besondere Originalität. Erst in den Stimmungsbildern op. 9 tastet Strauss sich an eine eigene musikalische Sprache heran.
Stefan Vladar interpretiert im Stil. Mit Eleganz spielt er diese kultivierte Salonmusik, wobei das Ganze etwas einseitig schön bleibt. Auch in den kräftigen Passagen verliert die Selbstkontrolle nicht die Fassung, dramatische Gesten oder waghalsige Ideen sucht man vergebens. Als Dokument des frühen Schaffens von Richard Strauss ist Vladars Einspielung hörenswert, zeigen diese Werke doch, dass auch ein Genie die Tiefebenen der Pubertät durchqueren muss.
Kleopatra Sofroniou, 01.09.2007
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