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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Die fünf Klavierkonzerte

Alfred Brendel, Wiener Philharmoniker, Simon Rattle

Philips 462 781-2
(12/1997 - 12/1998) 3 CDs

Wenn sich Alfred Brendel zu einer dritten Gesamteinspielung aller Beethoven-Konzerte entschließt, dann wird er etwas zu sagen haben. Die unerhörte Schönheit des Orchesterklangs - besonders die Holzbläser können Steine erweichen - nimmt man bei den Wiener Philharmonikern fast selbstverständlich entgegen.
Die Aufnahme strahlt zunächst eine nicht gerade revolutionäre Kultiviertheit aus. Rattle gibt im Ersten Konzert den schelmischen, flotten Musikanten - mehr Lebendigkeit und Kontrastreichtum ist aus der Orchesterexposition nicht zu holen. Und Brendel? Er scheint sich dem robusten, sattklingenden Zugriff auf das problemlose Werk erst einmal anzuschließen. Doch in der Durchführung wird die Wundertüte geöffnet, da zelebrieren Brendel und Rattle ein unerhört zartes Verdämmern und höhlen den strukturellen Prozess gespenstisch aus. Diese kräftigen Passagen so delikat und zögerlich, ja stockend im Metrum auszukosten, in denen Beethoven doch Energien gewinnt aus seiner Themenaufspaltung, das ist von raffiniert-spätlingshafter Subversivität.
Genauso geht’s im Dritten Konzert: Wie Brendel und Rattle da nach rüstigem, fast hinterlistig konventionellem Beginn die Durchführung zu einem antidramatischen, murmelnd-kreisenden Kosmos beruhigen, das offenbart eine unwiderstehlich morbide Skepsis, die Nein sagt zu Kraft, Kampf und Muskelspiel. Ein weiser, leicht resignativer Humor ist da am Werk. Auch verborgene Unruhe: Nicht zehn Takte vergehen im Kopfsatz des Vierten, ohne dass man nervös aus dem Metrum fällt. In den langsamen Sätzen blüht eine fragile Gesanglichkeit auf, die selbst in Brendels Kunst eine Ausnahme ist, deren Versunkenheit die Konflikte hinter sich hat. Der Dialog im Andante des Vierten Konzerts findet nicht statt: Rattle poltert, aber Brendel hält einen stockenden, überzarten, fahlen Monolog nebenher. Je gründlicher man hineinhört, desto mehr hat uns Brendel zu sagen.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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