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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Strauß (Sohn)

Die Fledermaus

Eberhard Waechter, Brigitte Fassbaender, Pamela Coburn u.a., Bayerisches Staatsorchester, Carlos Kleiber, Otto Schenk (Regie)

Deutsche Grammophon 073 007-9
(155 Min., 1988) PCM-Stereo; NTSC 4:3

Im Gegensatz zum "Rosenkavalier" (siehe Rezension), bei dem es allerdings auch nur heißt: "Basierend auf einer Inszenierung von Otto Schenk", ist diese "Fledermaus" eine typische Otto-Schenk-Inszenierung. Das heißt, die Darsteller, vor allem die Männer, agieren und reagieren allesamt wie kleine Otto Schenks, mit jener hintersinnig-groben k. u k. Slapstick-Komödiantik, die sich in etwa von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy herleitet - was für die ebenfalls ur-wienerische "Fledermaus" auch meist funktioniert (z.B. in den stets heiklen Chorszenen). Unerfindlich allerdings, warum Schenk deshalb gleich doppelt Regie geführt haben soll: "Staged and directed by", posaunt die Hülle, "auf die Bühne gebracht und inszeniert" von Otto Schenk. Hatte er nicht zusätzlich auch noch die Spielleitung?
Die Videoversion jedenfalls stammt von Brian Large. Das Beste an der Aufnahme aber ist wieder mal Carlos Kleiber. Zu lesen war, dass er deshalb so selten dirigiere, weil Lampenfieber der übelsten Sorte ihn lähme - davon merkt man weder hier noch im "Rosenkavalier" etwas. Der Rest ist, wie meist, durchwachsen. Eberhard Waechter, einer der besten Don Giovannis der Schallplattengeschichte, gibt - nun gereift - als vermeintlich gesetzesbrecherischer Spießbürger Eisenstein so etwas wie einen singenden Otto Schenk: Wien bleibt halt Wien. Als Rosalinde respektive Adele kommen die beiden Amerikanerinnen Pamela Coburn und Janet Perry in den Dialogen mal schlechter, mal besser zurecht mit dem Wiener Idiom.
Viel besser, weil witziger als in Kleibers Plattenversion der falsettierende Iwan Rebroff, ist Brigitte Fassbaender als Lebemann Orlofsky; zugleich eine Parodie der auch von ihr sehr geschätzten Hosenrolle (Octavian!). Franz Muxeneder schließlich passiert so gerade noch. Er spielt einen Gefängniswärter Frosch, den man besser nicht küsst - er könnte eine Kröte werden. Nicht besonders komisch, aber brauchbar.
Die operettentypischen Scherze wurden auf neueren Stand gebracht, versprühen deswegen aber auch nicht mehr Witz (z. B. sagt Adele "Ich habe Margarine", eine Erfindung des Dritten Reichs, statt "Migräne". Ha, ha). Das Resümee ähnelt dem beim "Rosenkavalier": Musikalisch lohnt sich der Kauf der DVD - und die Optik stört nicht.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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