Landor Records/SunnyMoon LC 14733
(73 Min., 10/2005, 3/2006) 1 CD
Auf den Klavierwerken Franz Liszts lastet der Fluch des Virtuosentums: Statt sich um ihren bisweilen hoch spirituellen, romantischen Gehalt zu kümmern, konzentrieren sich die meisten Pianisten darauf, die technischen Hürden noch rasanter zu nehmen als ihre Vorgänger. Der 28-jährige Tscheche Libor Novacek macht es genau anders herum und zeigt bei seiner Einspielung des ersten Italienbands aus den Années de Pelerinage Mut zum Langsamspielen: Gegen die neun Minuten beispielsweise, die er für "Sposalizio" braucht, wirken Lisztkoryphäen wie Kempff (7:38) und Brendel (6:37) geradezu hurtig. Der meditative Grundton Novaceks bekommt den ruhigeren Nummern am besten: Der "Penseroso" klingt wirklich vergrübelt, beim letzten Petrarca-Sonett transzendiert die Musik in wehmütiger Schönheit, und auch die Dante-Sonate besitzt großen, heroischen Atem. Das ist in seiner poetischen Durchdringung allemal großes Klavierspiel: Wunderbar rustikal etwa das Tanzthema im beigegebenen "Mephisto"-Walzer, der hier kein bloßes Bravourstück, sondern eine echte Theaterszene ist. Angesichts von Novaceks ungewöhnlich farbigem Anschlag und seinem plastischen Charakterisierungsvermögen sieht man es ihm gerne nach, dass ihm der forsche Trotz der Salvator-Rosa-Canzonetta und überhaupt die emphatische, hysterische Seite Liszts weniger liegen. Sicher eine der interessantesten Lisztaufnahmen der letzten Jahre.
Jörg Königsdorf, 22.12.2007
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