home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5

Strange City

Herbie Nichols Project

Palmetto/SMD PALM 2077
(53 Min., 5/2001) 1 CD

Es war eine Offenbarung, als 1997 "The Complete Blue Note Recordings" von Herbie Nichols erschienen. Der Pianist, geboren am 3. Januar 1919 und am 12. April 1963 an Leukämie gestorben, gehört eigentlich auf eine Stufe mit Thelonius Monk und Bud Powell gestellt, doch da ihn seine Zeitgenossen weitgehend überhörten und in üblen Schuppen, zum Teil sogar Strip-Lokalen schuften ließen und er zudem frei von Skandalen ein bürgerliches Leben führte, geriet er nie in die Schlagzeilen. Ausgeglichener und formbetonter als die übrigen Bebop-Pianisten spielte Nichols, und nebenbei komponierte er Stücke, die zu seinen Lebzeiten nie aufgeführt wurden.
Die entdeckt nun The Herbie Nichols Project. Die Formation um den Pianisten Frank Kimbrough und den Bassisten Ben Allison erweckt diese Musik zum Leben - und dies ohne naiv-betuliches Historisieren. So arbeiten sie in "Blue Shout" die Wurzeln von Herbie Nichols Komposition in den Marching Bands von New Orleans heraus, wobei der Posaunist Wycliffe Gordon mit schmutzigen Mehrstimmigkeiten auftrumpft. Andererseits betonen sie in "Karma Kangi" die schräge, fast monkische Seite von Herbie Nichols.
Auf seinen wenigen Originalaufnahmen erweist sich Herbie Nichols stellenweise als geistiger Verwandter der pointilistischen Maler. Dies spiegelt sich auch in der Art, wie das Septett oder kleinere, bis aufs Trioformat reduzierte Auskopplungen knappe Klangtupfer setzt, denen es wunderbar atmende Pausen folgen lässt. Die zehn Titel sind ein großartiges Beispiel dafür, wie Kompositionen aus den fünfziger Jahren voll Hochachtung vor den Komponisten ins neue Jahrtausend transportiert werden können und dank der reichhaltigen Tonsprache der Interpreten frisch und aktuell wirken.
Selbst seine Blue-Note-Aufnahmen konnte Herbie Nichols nur in Trio-Besetzung einspielen. Er soll aber ständig von Formationen mit Bläsern geträumt haben. Jetzt, fast vier Jahrzehnte nach seinem Tod, wird ihm dieser Wunsch von einer großartigen Band erfüllt.

Werner Stiefele, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top