Diese Platte eines mir bislang Unbekannten, der seit Jahrzehnten als begehrter Begleiter und Pädagoge eine zentrale Figur der Schweizer Szene darstellt, lenkt die Aufmerksamkeit auf einen großen Pianisten: Joe Haider. Doch gleich beim Titelstück, das er dem Andenken seines Großvaters widmete, dient ihm eine zweiminütige Soloeinleitung nur als Mittel, die Spannung bis zum Einsatz seines jungen Trios zu erhöhen: Giorgos Antoniou und Daniel Aebi machen diese auch tontechnisch beglückende Aufnahme erst zu einer wirklich runden Sache.
Erst kürzlich von längerer Krankheit genesen, demonstriert uns Haider ganz nebenbei, worauf es in der Kunst ankommt: die Feier der Freuden des Lebens - ohne zu verschweigen, dass diese manchmal teuer erkauft sind. Besonders gut gefallen hat mir seine Beherrschung eines heute fast vergessenen Stilmittels: Er entwirft lange Ketten von Blockakkorden - das sind dicht gesetzte, unverzierte, meist dissonante Harmonien, die durch parallele Bewegung beider Hände im Oktavabstand verdoppelt werden ("locked hands"). Womit ein George Shearing in den Fünfzigern zu Ruhm und Geld gelangte, klingt heute zwar etwas angestaubt, zaubert einem dennoch unwillkürlich ein Lächeln auf die Lippen.
Einem einsamen Standard stehen fünf ausgesprochen pianistische Eigenkompositionen Haiders gegenüber, die er durch zwei sehr interessante Stücke einer gewissen Brigitte Dietrich ergänzt hat. Über die hätte ich gerne etwas erfahren.
Mátyás Kiss, 19.10.2000
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