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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Dmitri Schostakowitsch, Rodion Schtschedrin

Klavierkonzerte Nr. 1 op. 35 u. Nr. 2 op. 102, Klavierkonzert Nr. 2

Marc-André Hamelin, Mark O'Keeffe, BBC Scottish Symphony Orchestra, Andrew Litton

Hyperion/Codaex 67425
(3/2003, 4/2003) 1 CD

Wenn schon der Komponist noch nicht mal hinter vorgehaltener Hand gesteht, dass ein Werk "nichts von nennenswertem künstlerischen Wert" besitzt, muss ihm das nicht zwangsläufig das Genick brechen. Im Gegenteil. Hinter dem Bonmot, das Schostakowitsch seinem 2. Klavierkonzert mitgab, steckt das Bekenntnis, das hier einer einfach einmal etwas für die allervorderste Podiumrampe komponiert hat. Und wer Schostakowitschs burlesken Umgang mit dem Jazz-Einmaleins oder mit der bunten Folklore noch im Ohr hat, der wird nicht nur am 1957 entstandenen Konzert seinen hellen Hörspaß haben. Zumal nun mit Marc-André Hamelin eben jener Pianist die Zügel in der Hand hält, mit denen er schon ganz andere B- und C-Ware verblattgolden konnte. Natürlich sind für Hamelin allein die gefürchteten Hanon'schen Fingerübungen im Finalsatz von Opus 102 ein Kinderspiel, die Schostakowitsch für seinen Sohn Maxim mit einer Extraportion scharfem Pfeffer bestreute. Und auch auf die perkussive Rasanz reagiert Hamelin mit einer entwaffnenden Unbeschwertheit, dass man sich wünscht, der Kanadier möge sich niemals an den Mozarts und Beethovens versuchen.
Gleiches gilt für das 1. Klavierkonzert des 27-jährigen Schostakowitsch. Und in dem der fratzenhafte Dialog zwischen Klavier und Trompete gerade Wiener-Klassik-Konventionen auf die Schippe nimmt. Angefangen von Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen" über stereotypes Kadenz-Verhalten des Solisten und sinfonische Entspannungsmaßnahmen à la 9. Sinfonie bis hin zu Fußangeln im Dreivierteltakt. Ein wesentlich robusterer und doppelbödigerer Umgang mit solchen Aha-Erlebnissen steckt im 2. Klavierkonzert (1966) von Rodion Schtschedrin, dessen gereizte Aufgeladenheit an Prokofjew und Schostakowitsch erinnert. Und das zum Schluss mit einer Jazz-Combo lässige Bodenhaftung bekommt.

Guido Fischer, 01.09.2007


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