Es gibt kaum einen Musiker, der so selbstverständlich für sich beanspruchen könnte Weltmusiker zu sein, wie der amerikanische Altsaxofonist Charlie Mariano. Aufgewachsen ist er in Boston als Sohn italienischer Eltern in der klassischen Musiktradition Europas; gleichzeitig geriet er unter den Einfluss des Bebop-Heroen Charlie Parker, in dessen Nachfolge er schließlich zum großen Melodiker wurde, dessen beseelt strahlender Ton die klassischen Impulse-Meisterwerke eines Charlie Mingus’ prägten. Dann lebte er in Japan und Indien, studierte die Musiken der östlichen Traditionen und siedelte schließlich nach Europa über, wo er seine sensible Klangmeisterschaft immer wieder auch in unterschiedliche Fusionprojekte einbrachte. Überhaupt wirkte er überwiegend als impulsgebender Gast in kooperativen Projekten und weniger als Bandleader mit eigenen Produktionen.
Jetzt hat der altersresistente Grand Old Man des Altsaxofons mit 83 Jahren doch noch eine CD unter eigenem Namen eingespielt. Mit dem Trio des Pianisten Jean-Christophe Cholet gestaltete er ein überwiegend besinnliches Programm aus Standards und Originals. Der legendäre Marianosound ist hier reines warmes Licht. Es strömt mit stiller Leidenschaft; unentdeckte Konturen bekannter Landschaften werden magisch sichtbar. Das Klavier und der Bass sorgen für Klarheit und Tiefenschärfe, die das Schlagzeug bei den etwas schnelleren Tempi allerdings leicht eintrübt.
Thomas Fitterling, 07.04.2007
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