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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Oscar Peterson’s Easter Suite

Oscar Peterson

TDK/Naxos DV-JOPET
(49 Min.) 1 DVD

Oscar Peterson glaubt an Gott. Das verrät jeder Ton seiner Ostersuite - sei es das melancholische Abendmahl, sei es ein einsam-nachdenklicher Spaziergang durch den Garten Gethsemane. Jeder Ton des kanadischen Pianisten, des Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen und des Schlagzeugers Martin Drew lässt spüren, wie ernst sie die Passionsgeschichte nehmen. Natürlich swingen sie, und selbst Jesu am Kreuz ausgestoßener Satz “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” wird hier nicht zum neutönerischen Aufschrei: Oscar Peterson entschied sich für ein leises, verinnerlichtes Herangehen, das an seine 1962 erstmals aufgenommene "Hymn To Freedom" erinnert. Er erzählt die Passionsgeschichte nicht als Tage voll blutrünstiger Gewalt und Menschenverachtung. Stattdessen nimmt er sie als Anlass zur dankbaren Selbstvergewisserung, dass Jesu Leiden ihn und die Menschheit erlöst haben. Leise und frei von Hass fragt sein Jesus den Jünger Judas Ischarioth: "Warum hast du mich verraten" - und dies wirkt so abgeklärt, dass es keiner Antwort bedarf. Der Satz "The Trial", also die Verhandlung vor Pontius Pilatus, untermalen plakative Trommelwirbel, und die auf dem Kreuzweg häufig gestellte Frage "Are You Really King Of The Jews" ist Anlass für einen kurzen Dialog von Bass und Piano, zeugt aber ebenso wie die übrigen Passagen von einer allen Anfeindungen überlegenen Güte Jesu. Er ist mit allem einverstanden, was Gott für ihn vorgesehen hat, und - so Oscar Petersons Haltung - der Band steht es nicht an, darüber ein Klagelied anzustimmen. Glück, ja überschwängliche Freude symbolisiert folgerichtig das Finale "He Has Risen": Jesus ist auferstanden und zu seinem Vater Gott zurückgekehrt. Im 15-minütigen Bonus-Track erläutert Oscar Peterson, warum er sich für die jeweiligen Motive entschieden hat. Schade, dass hier zu den jeweiligen Interviewpassagen keine Titelmarker gesetzt wurden. Die Studioaufnahme für den Auftraggeber, die "South Bank Show", strahlt eine dem Stück entsprechende Gelassenheit aus. Die Kameraführung dieser von der BBC am 24. April 1984, einem Karfreitag erstmals ausgestrahlten Suite, begnügt sich mit wenigen Einstellungen. Seitdem hat Oscar Peterson das Werk nie wieder eingespielt. Umso glücklicher können wir uns schätzen, dass bei der Fernsehproduktion auf eine hohe Tonqualität geachtet wurde.

Werner Stiefele, 01.09.2007


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