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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Kantaten Vol. 20

Sandrine Piau, Johannette Zomer, Lisa Larsson, Bogna Bartosz u.a., Amsterdam Baroque Orchestra, Ton Koopman

Challenge/Sunny Moon CC 72220
(200 Min., 2001-2005)

Ist Ton Koopmans Gesamteinspielung der Bachkantaten nun komplett? Ursprünglich waren 20 Folgen geplant, aber die vorliegende zwanzigste Box weist keinerlei Merkmale einer Abschlussfolge auf. Die Informationen über das Projekt sind spärlich geworden, seit das herausgebende Label Challenge Classics vom Vertrieb Note 1 zu Sunny Moon wechselte; aus diesem Grund hat der Rezensent auch zu seiner eigenen großen Überraschung - zum ersten Mal seit Erscheinungsbeginn dieser Gesamtaufnahme! - eine Folge (die vorausgehende neunzehnte) verpasst. Koopman hat in Folge 20, deren Musik ansonsten in den Jahren 2001, 2002 und 2003 produziert wurde, auch die kürzlich in Weimar wieder entdeckte Arie "Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn" BWV 1127, eingespielt im September 2005, eingegliedert. Ein Vergleich mit John Eliot Gardiners etwa zwei Monate früher entstandener Ersteinspielung dieser Arie offenbart ein prinzipielles Problem von Koopmans Herangehensweise an Bachs Musik: Koopman, wie meistens selbst an der Continuoorgel improvisierend, spielt mittlerweile fast permanent obligat (statt auch mal akkordisch), fügt dem komponierten Stimmengeflecht also unentwegt einen selbst erdachten melodischen Subtext bei. Mag sein, dass der spielfreudige Bach das auch so gemacht hat, aber das war dann, mit Verlaub, eben Bach und nicht Koopman; letzterer nämlich drischt oft leere Phrasen und stört bzw. bremst - so ganz deutlich im Fall von BWV 1127 - damit den musikalischen Verlauf. Gardiners Version der Arie ist kaum schneller musiziert, aber seine Musiker gehen stringent voran, während Koopmans Ensemble auf der Stelle tritt. Koopman will an der Orgel kreativ sein, ist aber de facto oft geschwätzig - die Kunst der Continuo-Improvisation wird dadurch ad absurdum geführt. Es ist der Qualität und Standfestigkeit der Musiker in Koopmans brillant besetztem Ensemble zu verdanken, dass Koopman in den Arien mit seinem Spiel nicht permanent das Geschehen beherrscht und damit vom eigentlichen - vom Text nämlich und seiner plastischen Umsetzung in Musik, ferner und im Zusammenhang damit vom tatsächlich komponierten polyphonen Miteinander der Stimmen - ablenkt: Eine sehr gut disponierte, hier prägnanter als in anderen Folgen agierende Sandrine Piau führt die Riege der Sopransolistinnen an; der bewährten Bogna Bartosz wurden fast alle Altsoli übertragen, der leidenschaftlich-intensive James Gilchrist bestreitet (neben Christoph Prégardien) den größten Teil der Tenorpartien und Klaus Mertens, der Wackere, brilliert einmal mehr als einziger Basssolist. Mit ihnen glänzen das Amsterdam Baroque Orchestra und sein Chor, präzise und wohltimbriert wie eh und je - diese erfahrenen Musiker garantieren mit ihrem Können für das immer noch hohe, wenn auch nicht höchste Niveau dieser Gesamtaufnahme.

Michael Wersin, 01.09.2007


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