Naxos 8.554183
(73 Min., 4/1997) 1 CD
Bartóks nur in Skizzen hinterlassenes Violakonzert wurde von Tibor Serly vervollständigt und instrumentiert. Von dieser 1949 uraufgeführten Fassung macht man nun ziemlich genau ein halbes Jahrhundert später Gebrauch. In den neunziger Jahren nahmen sich Bartóks Sohn Peter und der Bratscher Paul Neubauer die Skizzen abermals vor und erarbeiteten eine neue Version, die 1995 veröffentlicht wurde.
Nun liegen beide Versionen auf einer CD vor. Man muss das Konzert schon sehr genau kennen, um die Unterschiede zu bemerken, dennoch sind die Eingriffe nicht ganz unerheblich. An hundertachtzig (!) Stellen wurde die Tonhöhe geändert; Tempi, Dynamik, Artikulation und Bogenführung wurden an vielen Stellen präzisiert oder korrigiert. Manche Zutaten Serlys fielen dem Rotstift zum Opfer. Andernorts wurden Ergänzungen nach Skizzenmaterial zugefügt, die Serly unberücksichtigt ließ.
Die Interpreten nehmen sich ihrer Aufgabe mit deutlichem Einsatz an. Hat man Neubauers Fassung einige Male gehört, beginnt sie idiomatischer zu wirken. Sie scheint besser zu dem Gesamtbild zu passen, das wir uns heute von Bartók machen. Doch greift man - hinsichtlich des Soloparts - wieder zurück zu den Interpretationen eines Primrose oder Menuhin, so überdeckt deren Zugang zu Bartók pure “Richtigkeit” - so intensiv sie auch dargeboten wird. Gewichtiger bleibt die Realisierung des Orchesterparts durch Janós Kovacs und die Budapester Philharmoniker. Hier darf man sicher mit Berechtigung von “Heimvorteil” sprechen. Alles in allem eine lohnende, weil informative und anregende Aufnahme.
Wolfgang Wendel, 01.09.2007
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