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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Fartein Valen, Arne Nordheim

Violinkonzerte

Arve Tellefsen, Osloer Philharmoniker, Christian Eggen

Sony SK 89621
(43 Min., 6/2000) 1 CD

Verstehe einer die Veröffentlichungspolitik der Sony: Da beschert sie uns auf dem Hochpreissektor seit langer Zeit vorwiegend Crossover-Produkte verschiedenster Coleur, zur Abwechslung höchstens mal ein Ma- oder Perahia-Album, und nun dies: zwei norwegische Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts von Komponisten, die bei uns höchstens Experten kennen. Die Verkaufschancen dürften nicht allzu groß sein, und dies nicht nur aufgrund des ungewöhnlichen Repertoires: Ein ausschließlich in Englisch abgefasstes Beiheft sowie die magere Spieldauer dürften kaum dazu beitragen, dass die Leute sich die CD aus den Händen reißen werden.
Dabei sind die beiden vorgestellten Werke hochinteressant und entsprechen in keiner Weise dem Klischee von der ach so schwermütigen skandinavischen Musik. Arne Nordheim (geb. 1931), der Nestor der norwegischen Komponisten, packt in seinen halbstündigen, großorchestral besetzten Einsätzer von 1997 alles hinein, was Geiger lieben, fordert technisch wie gestalterisch das letzte vom Solisten und macht es auch dem Hörer nicht leicht in seiner zwar nie avantgardistischen, doch hochanspruchsvollen freitonalen Tonsprache. Trotzdem lauert immer mal wieder die romantische Kantilene im Hintergrund. Das Stück erfordert genaues Studium, entfaltet dann aber nach und nach seine zahlreichen Schönheiten. Fünf bis zehn Minuten weniger, und es wäre vielleicht ein echtes Meisterwerk.
Wesentlich bescheidener, beinahe unauffällig, aber mindestens ebenso ausdrucksstark gibt sich das Konzert von Fartein Valen (1887-1952). Valen war der erste norwegische Komponist, der aus dem in Skandinavien lange Zeit gültigen Spätromantik-Diktat ausbrach und die Werke von Schönberg studierte. In seinem 1940 komponierten, ebenfalls einsätzigen Violinkonzert findet Valen zu einem kristallklaren, jeglichen Ornaments entbehrenden Ausdruck.
Wie im Violinkonzert von Alban Berg, dem es manchmal ähnelt, ohne dessen emotionale Extreme zu teilen, bildet ein Bach-Choral (hier: "Jesu, meine Zuversicht") die Coda. Die souveräne Ruhe und Ausgeglichenheit von Valens Musik setzt sich trotz aller scheinbaren Unscheinbarkeit im Ohr fest und gewinnt mit jedem Hören. Hier gibt es kein Vertun: Dies ist ein Meisterwerk. Beide Konzerte werden mit Herzblut und technischer Perfektion interpretiert von Arve Tellefsen, der mit dieser Einspielung seinen Rang als führender Geiger Skandinaviens bestätigt.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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