EMI 5 56573 2
(70 Min.) 1 CD
Das Schaffen Kurt Weills scheint zunächst in keine der gewohnten Schubladen zu passen. Daran mag einmal mehr klar werden, wie bequem, vereinfachend und unterschlagend die eingefahrenen Gleise sind. Will man in Mahler stellvertretend das Ende der Korsettierung “abendländischer” Musik sehen, so war nach der Sprengung dieser Fesseln buchstäblich alles möglich - wenn man's konnte. Und Weill konnte es.
Weill stellt in seiner 1934 vollendeten Zweiten Sinfonie sehr heterogene Elemente nebeneinander, von denen viele an seine bekanntesten Werke erinnern. Die “Mahagonny”-Suite ist ein satter Griff in eines seiner zum Aushängeschild gewordenen Werke. Auch das frühe Violinkonzert führt den Hörer in die Gärungsprozesse der Zwanziger Jahre.
Mariss Jansons zieht mit den Berliner Philharmonikern diese Vielfalt mit der spitzfedrigen Präzision einer Tuschezeichnung nach. Ob Weill in unbekümmertem Chansonton, rotzfrechen Rhythmen, Strawinskyhaften Farben oder stelzenden Ostinati daherkommt - da gibt es kein Mogeln, kein Verwischen. Für das Violinkonzert heißt dies, dass sich Frank Peter Zimmermann und Mariss Jansons zu einer ebenbürtigen Partnerschaft zusammenfinden, die beide mit hörbarem Vergnügen ihre Interpretationsideen verwirklichen lässt. Angesichts einer ebenso konturenscharf abbildenden Aufnahmetechnik bleiben für mich keine Wünsche offen.
Wolfgang Wendel, 31.05.1998
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