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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Die historische Aufführungspraxis hat inzwischen die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts erreicht. Das R jedenfalls wird in dieser Einspielung der “Dreigroschenoper” überaus Ufa-authentisch gerollt. Warum in der Moritat von Mackie Messer ein toter Mensch am “Strand” liegt, kann man hier ebenfalls lernen. Es ist nämlich der “Stränd” - ein Londoner Boulevard.
Der Dirigent Jan Latham-König und sein “König-Ensemble” behandeln die Partitur auch sonst überaus sorgfältig, belassen ihr das skizzenhaft Angedeutete, klingen mal nach Kammerensemble, mal nach Salonorchester - so soll es sein. Die Gesangsbesetzung (deren biografischer Hintergrund dem Beiheft leider nicht zu entnehmen ist) dürfte ebenfalls ganz nach Weills Geschmack gewesen sein: Allen nimmt man selbst in der Konserve die Bühnenpräsenz ab, allen voran Ulrike Steinskys Polly, die zwischen Soubrette und Frau der großen Gefühle ganz selbstverständlich vermittelt. Jane Henschel singt eine Frau Peachum, die schon alles gesehen hat. Walter Raffeiners Macheath ist zwar ein pomadiger Gigolo, aber einer mit Format. Eine rundum erfreuliche Produktion, die diese Anti-Oper nicht zur Revue verniedlicht, sondern ihr den immer noch provokanten Stachel lässt.

Stefan Heßbrüggen, 01.09.2007


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