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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Richard Wagner

Der fliegende Holländer

Matti Salminen, Jorma Silvasti, Päivi Nisula, Juha Uusitalo, Philharmonisches Orchester Turku, Pekkanen, Söderblom

TFO Records TFO 0501
(144 Min., 2005) 2 DVDs

"Live aufgenommen auf großen Schiffen", so lockt der Schriftzug auf dem DVD-Cover. Wobei man dazu sagen sollte, dass die Boote - ein Segelschiff mit Metallrumpf für Kapitän Daland und ein hölzerner Windjammer für den Holländer - gut vertäut im Hafen von Turku liegen, wo sie als dekorative Kulisse für eine ebenso dekorative Freilichtaufführung dienen. Mögen von echtem Wind geblähte, blutrot beleuchtete Segel auch mächtig für Atmosphäre sorgen, der biedere Realismus, mit der die Oper insgesamt inszeniert ist, laviert das Projekt beständig in die ästhetischen Untiefen der Karikatur. Aus Seenot rettet die Produktion jedoch die pure und weitgehend sogar überragende musikalische Qualität sämtlicher beteiligter Musiker. Matti Salminen in der Rolle des Daland mag optisch wie ein waschechter Käpt’n Iglu daherkommen - überzeugend wirkt er dennoch, weil sowohl er als auch Dirigent Pertti Pekkanen musikalisch sehr wohl die packende Dramatik und psychologische Tiefenschärfe aus Wagners grandiosem Märchen für Erwachsene herauszuarbeiten wissen. Klug pointieren sie etwa den gutbürgerlichen Singspielton in Dalands Partie, um ihn desto wirkungsvoller mit der unheimlichen Bedrohlichkeit der Holländer-Motivik kontrastieren zu können. Und auch wenn sich Päivi Nisula in ihrem naiven Glauben, sie könne die schwärmerische Senta szenisch überzeugend darstellen, wie eine Heringstonne von der Hauptbühne rollen lässt, so glaubt man doch der mit ebenso ungeschützter Intensität gestaltenden Sängerin dabei jedes Wort. Zur Hochform läuft sie insbesondere in den Duetten mit dem differenziert und psychologisch glaubwürdig gestaltenden Jorma Silvasti (Erik) sowie mit Juha Uusitalos unerbittlich klar artikulierendem Holländer auf. Und wer nach den ersten zehn Minuten vor dem Fernseher meint, den Anblick von Solisten mit Headsets inmitten treuherzig agierender Chorsänger nur mit Hilfe eines Gläschens Grog ertragen zu können, wird es bei der dramatischen Dichte von Pekkanens Dirigat kaum übers Herz bringen, die Aufführung für einen Gang zur Küche zu unterbrechen.

Carsten Niemann, 01.09.2007


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